Stücke


Rotteck Ring

9.7.1999, Stadttheater Freiburg, Regie Udo Feger

Das vierteilige Schauspiel Rotteck Ring hat folgenden Inhalt.

Im ersten Teil spielen vier Schüler des Freiburger Rotteck-Gymnasiums, Claudia, Heiner, Franz und Thomas, die erste Szene aus einem fiktiven Theaterstück zur Badischen Revolution 1848/49. In der Szene bereitet sich der Freiburger radikal-liberale Abgeordnete Karl von Rotteck (1775-1840) beim Ankleiden auf eine Rede vor, die er Anfang 1832 vor der Ständekammer im Badischen Landtag halten will. Thema: Liberalisierung und Demokratisierung, Errungenschaften und Ziele badischer Politik. Sein Sekretär Franz, der aus dem Volk stammt (und zumindest dialektnah spricht), ist aufgrund seiner Erfahrungen in der sozialen Alltagsrealität Prüfstein und Korrektiv für Rottecks Ideen.

Anhand eines (historisch nicht belegten, aber möglichen) Besuchs des jungen Mannheimer Revolutionärs Friedrich Hecker (1811-1881) werden unterschiedliche politische Positionen des liberalen Vorbereiters der Revolution, Rotteck, und des späteren wirklichen Revolutionärs Hecker, deutlich. Der Streit ist weitgehend aus historisch belegten Zitaten entwickelt und nimmt wichtige Gründe für das spätere Scheitern der Revolution vorweg. gespielten, historischen Szene offensichtlich werden.

Erst am Schluss der Szene wird klar, dass die bisherige Handlung Theater im Theater war. Der Direktor des Gymnasiums, Herr von Gagern, lobt die Schüler fast überschwenglich für ihre Vorführung und die ebenfalls als zuerst stumme Zuschauerin anwesende Deutschlehrerin, Frau Schmidt, für ihr Engagement. Während sich die Schüler, jetzt alleine, umkleiden, diskutieren sie einerseits den politischen Streit, bezogen auf die selbst erlebte Gegenwart, andrerseits die übertriebene Reaktion des Direktors.

Im zweiten Teil wird bei einem Treffen der vier miteinander befreundeten Schüler in einem Eiscafé das Problem liberale oder radikale Demokratisierung am gegenwärtigen Problem der Arbeitslosigkeit durchgespielt. Ein gemeinsames Vorgehen bei einer geplanten Demonstration wird besprochen. Franz, der in Wirklichkeit am meisten unter den sozialen Spannungen der gegenwärtigen Gesellschaft zu leiden hat, fühlt sich als radikalerer Denker von den anderen isoliert. Das fragile, harmonische Verhältnis ist, auch aufgrund von Eifersucht, zerstört.

Im dritten Teil treffen die vier Schüler nach der Demonstration, an der sie in unterschiedlicher Weise teilgenommen haben, wieder am selben Ort zusammen. Franz hatte einen Zusammenstoß mit der Polizei, die ihn offenbar sucht, im Café aber nicht findet. Im Streit über sein Vorgehen und seine weiteren Absichten wird klar, dass das geplante Theaterstück zum Jubiläum der Schule mit ihm nicht wie geplant durchgeführt werden kann. Allen wird klar, daß dem Theaterstück der direkte Bezug zur eigenen Erfahrungswelt fehlt.

Im vierten Teil versuchen die Schüler durch spontane Improvisation diesen Bezug herzustellen. Das gelingt aber erst, als durch das Hinzukommen des Direktors der Druck von außen, etwas zeigen zu müssen, groß genug wird und die Parallelen zur gespielten, historischen Szene offensichtlich werden.



SALPETRERHANS

 

Ein Schauspiel Von Markus Manfred Jung

Das in fünf Szenen aufgeteilte Schauspiel „Salpetrerhans“ hat folgenden Inhalt:

In der 1. Szene wird gezeigt, wie der von Österreich eingesetzte Waldvogt Beck von und zu Willmendingen mit seiner Tochter Gertrud zu einer Visite auf den Wald reitet. Sie unterhalten sich über die widerspenstigen Bewohner des Hauensteiner Landes. Einem aufdringlichen Bettler schlägt der Waldvogt mit der Peitsche ins Gesicht. In einem Gespräch mit Marie-Urs, der Tochter des Salpetrerhans, werden die Probleme der Waldbewohner sichtbar, die sich um ihre alten Freiheitsrechte beraubt und vom Kloster St. Blasien ausgebeutet fühlen. Auf dem Rückweg werden der Waldvogt und seine Tochter vom Bettler und einem Kumpanen überfallen und beraubt. Die Söhne des Salpetrerhans, Fridolin und Georg, bewahren den Waldvogt vor Schlimmerem.

 

In Szene 2 spielen die kleineren Kinder des Salpetrerhans mit Nachbarskindern Verstecken, als die Rückkehr des Salpetrerhans von seiner Bittmission zum Kaiser nach Wien angekündigt wird. Im Triumphzug wird er heimgebracht. Nach dem Essen im Familienrahmen erzählt er seinen Anhängern von der geglückten Mission. Auf die Zweifel des „ruhigen“ Einungsmeisters Joseph Tröndlin gibt er diesem den „Gnadenbrief“ des Kaisers zum Öffnen und Vorlesen. Als sich herausstellt, dass der Brief nicht die erhofften Rechte garantiert, rufen die Salpetrer zum offenen Widerstand auf, was zum Streit mit den „Ruhigen“ führt. Der von einem Verräter herbeigeführte Steuereintreiber des Klosters greift mit Hilfe begleitender Soldaten mit harten Mitteln gegen die steuersäumigen Salpeterer durch.

In der 3. Szene spielen die Kinder den Streit der Erwachsenen nach, wobei das Spiel ausartet. Der Waldvogt und seine Tochter kommen überraschend in einer Kutsche. Der Waldvogt warnt den Salpetrerhans vor rebellischen Umtrieben. Dessen Sohn Fridolin und des Waldvogts Tochter gestehen sich ihre gegenseitige Zuneigung.

 

In Szene 4 wird ein heimliches Treffen der Salpeterer gezeigt, wo sie ihr rebellisches Vorgehen besprechen. Dabei geraten der radikale Gaudihans, der von Fridolin als der Räuber aus Szene 1 entlarvt wird, und dieser als Gemäßigter aneinander. Der wieder vom Verräter herbeigeholte Steuereintreiber will den Salpetrerhans verhaften und nach Freiburg zum Verhör bringen. Die Salpeterer wehren sich und nehmen ihrerseits den Steuereintreiber und seine Soldaten fest. Der entlarvte Verräter wird mit dem Tod bestraft. Der Salpetrerhans begibt sich freiwillig und frei nach Freiburg, um die Probleme der Waldbewohner vorzutragen. Der Steuereintreiber wird gedemütigt.

In der 5. Szene, die fast ein Jahr später spielt, wird der tote Salpetrerhans in einem Zug der Salpeterer zu seinem Haus gebracht und dort aufgebahrt. Die Familie und Salpeterer nehmen von ihm Abschied. Die Geschehnisse des vergangenen Jahres, Festnahme und Arrestierung des Salpetrerhans in Freiburg, Sieg der Salpeterer bei der Einungsmeisterwahl, Huldigungsverweigerung gegenüber dem neuen Abt von St. Blasien, der Tod des Salpetrerhans werden berichtet. Durch die Anwesenheit von Joseph Tröndlin kocht der alte Streit Salpeterer-Ruhige nochmal kurz hoch und wird für eine bessere Zukunft begraben. Eine neue Wien-Delegation wird aufgestellt, Fridolin Albiez als Nachfolger seines Vaters gekürt. Gertrud, die heimlich anwesend ist, verabschiedet sich von Fridolin. Deren gemeinsame Zukunft bleibt offen.

Verena Enderlin

 

Ein Schauspiel

von Markus Manfred Jung

Nach dem gleichnamigen Roman von Gerda von Kries

Das in neun Szenen aufgeteilte Schauspiel „Verena Enderlin“ hat folgenden Inhalt:

 

In der 1. Szene geht Verena Enderlin, Bäurin vom Hotzenwald, auf Betteltour ins Rheintal hinab, weil zwei schlechte Sommer die Lebensbedingungen für die Familie immens verschlechtert haben. Unterwegs gerät sie in die Versteigerung der Oberen Mühle bei der es hoch hergeht. Der scheinbar reiche Müller muss alles verkaufen, um seine Schulden bezahlen zu können. Er will mit seiner Familie ins Banat auswandern. Verena tröstet die unglückliche Müllerin. Die anwesenden Kinder foppen bei einem Spiel den behinderten Pantle.

 

In der 2. Szene trifft die geschwächte und wegen der Vergeblichkeit ihrer Bettelanstrengungen verzweifelte Verena bei Verwandten, der Fährmannsfamilie, in Murg ein, wo sie über Nacht bleiben kann und auch Esswaren für daheim mitbekommt. Im Gespräch am Tisch geht es um die Armut auf dem Wald, um die jüngste Geschichte der Salpeterer, da angeblich ein Rückkehrer aus der Gefangenschaft aufgetaucht sei, und um den Wunsch der Fährmannstochter, ihrem Verlobten nach ins Banat auszuwandern.

In Szene 3 trifft Verena auf dem Heimweg ihren Oheim, der zwar die Schuldscheine der Familie Enderlin zerreißt, aber auch jede weitere verwandtschaftliche Verbindung aufkündigt. Als Grund deutet er Verfehlungen ihres Mannes Josef an. Die verunsicherte Frau trifft am Wegkreuz auf den pestkranken Salpeterer, der aus der Banater Verbannung zurückgekehrt ist. Sie hilft ihm, und er nimmt ihr das Versprechen ab, ihn nach seinem unmittelbar bevorstehenden Tod zu verbrennen.

 

In der 4. Szene versucht Verena unbemerkt an ihren beiden älteren Buben ins Haus zu kommen, weil sie wegen ihres Kontaktes mit dem Pestkranken alle Kleider, Schuhe und Esswaren verbrennen muss. Die hungrigen Kinder sind verzweifelt. Zum ersten Mal hat sie die Idee, auch ins Banat auszuwandern. Ihr Mann ist dagegen. Peregrina, die mit einem Tragkorb als Händlerin umherzieht, kommt mit ihrem Sohn und hilft der Familie aus der momentanen Not. Sie bittet darum, ihren Sohn in Pflege lassen zu können und schlägt Verena vor, als Hauslehrerin etwas Geld zu verdienen.

In Szene 5 verabschiedet sich Peregrina. Auch sie deutet in einer Auseinandersetzung mit Verena Verfehlungen von Josef Enderlin an. Misstrauisch geworden verfolgt Verena diesen in den Wald und belauscht einen Treff mit Schmugglern und Räubern, bei dem klar wird, dass Josef in ungesetzliche Machenschaften verwickelt ist, ohne richtig zur Bande dazuzugehören. Ihm wird aufgetragen, die Monstranz aus der Kirche zu stehlen.

In der 6. Szene sehen wir eine Schulstunde mit der Hauslehrerin Verena und ihren und Nachbars Kindern. Sie bemüht sich besonders um den behinderten, widerborstigen Pantle. Heiri, Peregrinas Sohn, setzt sich als pfiffiger Hilfslehrer in Szene. Bei einem von ihm inszenierten Spiel kommt es erneut zum Streit mit Pantle. Josef Enderlin äußert sich anschließend sehr herabwürdigend über diesen.

In Szene 7 kommt es beim Heimweg nach der Sonntagsmesse zu einer Aussprache zwischen Verena und Josef Enderlin, als er versucht umzukehren, wohl um den räuberischen Auftrag durchzuführen. Verena schafft es, ihn von seinem Vorhaben abzubringen und zeigt als einzige Lösung, aus den Verstrickungen freizukommen, die Auswanderung ins Banat. Peregrina bestätigt sie in ihrem Vorhaben und hilft bei der Umsetzung. Einer der Räuber überredet den behinderten Pantle, den Enderlins „einen Streich“ zu spielen.

In den Kurz-Szenen 8 und 9 sieht man das Ehepaar Enderlin schockiert vor ihrem niedergebrannten Haus stehen. Peregrina berichtet von anstehender Hilfe und davon, dass Pantle der Brandstifter gewesen sei. Ohne feste Habe ziehen die Enderlins davon. Verena trifft nocheinmal Pantle, verzeiht ihm.


Mut der Verzweiflung – Erna Döbele

 

Ein Schauspiel von Markus Manfred Jung

Das in sechs Szenen aufgeteilte Schauspiel „Mut der Verzweiflung – Erna Döbele“ hat folgenden Inhalt:

 

In der 1. Szene wird dargestellt, wie die Mutter, Erna Döbele aus Murg, mit ihren drei Söhnen Klaus, Reinhard und Wolfgang auf dem Hotzenwald hamstern geht. Es sind die letzten Kriegstage 1945. Als Tauschware bieten sie selbstgefertigte Teile aus Stoff und Holz an. Döbeles haben eine Schreinerei, der Mann, Ludwig, ist in amerikanischer Gefangenschaft. Daheim warten noch acht Pflegekinder aus ausgebombten Städten. Nach anfänglichem Misserfolg, bei einer verbitterten Bäurin, können die Döbeles schließlich bei zwei anderen Bäuerinnen Nahrungsmittel eintauschen.

Die 2. Szene spielt in einem Wirtshaus. Vier zwangsverpflichtete polnische Erntehelfer spielen Karten. Ein junger Nazi, Gerwig Ecker, der es auf die Bedienung, Rosina Bäumle, abgesehen hat, spielt sich auf und wird durch einen verschrobenen Bauern mit wie zufällig hingeworfenen Sprichwörtern auf den Platz gesetzt. Ecker sucht Streit, erst mit ihm, dann mit den Polen, vor allem auch, weil er eine Beziehung zwischen einem von ihnen, Stanislav, und Rosina vermutet. Auch der hinzukommende Pfarrer kann ihn nicht beruhigen. Ecker betet, schon leicht betrunken, die offizielle nationalsozialistische Ideologie der Rassenlehre herunter. Der überraschende Eintritt des Nazi-Kreisleiters Bender beendet die unwürdige Szene. Auf dessen Befehl soll Ecker alle 14 Polen am Ort darüber unterrichten, dass sie am übernächsten Tag zu einem Transport anzutreten haben. Man vermutet, in Richtung Heimat.

In der 3. Szene, bei Döbeles daheim, wird gezeigt, wie Rosina die beim kargen Essen sitzende Familie besucht. Rosina, deren Mann seit Stalingrad als vermisst gilt, gesteht Erna Döbele, dass sie sowohl von Stanislav als auch von Gerwig Ecker angetan ist. Als die Pflegekinder von der in der Nachbarschaft wohnenden Familie ihres Schwagers, Eugen Döbele, zurück sind, spielen die Kinder „Himmel und Hölle“, wobei sich der hinzukommende Pfarrer einmischt. In ein ernstes Gespräch der drei Erwachsenen über die Situation in den letzten Kriegstagen und die Abkommandierung der polnischen Erntehelfer platzt Ecker hinein.

 

Szene 4 spielt vor dem Bahnhof Murg. Ein Zug wird erwartet, mit dem Ernas Schwager Eugen auf Heimat-Urlaub kommen soll. Die Döbeles, und mit ihnen auch ihr Pole, Waclav, warten mit einem großen Fuhrwerk, auf dem eben gekaufte Möbel lagern, u.a. ein Klavier. Mit Eugen steigt überraschend auch die in Berlin lebende Schwägerin Inge aus dem Zug. Die Kinder, für die die Ankunft ein Fest bedeutet, spielen übermütig. Heimlich, da Ecker, zusammen mit SS-Leuten, die Passagiere kontrolliert, wird der als LKW-Fahrer desertierte und heimlich mit dem Zug mitgekommene Schwager Adolf unter die Wagenplane geschmuggelt. Er ist dem Auftrag, Menschen zu den Zügen nach Auschwitz transportieren zu müssen, entflohen. Das Ablenkungsmanöver, Erna spielt auf dem neu erworbenen Klavier, scheint zu gelingen.

 

Die 5. Szene spielt wieder in Döbeles Wohnstube. Adolf erzählt von seinen schrecklichen Erlebnissen. Für ihn wird ein Versteck hergerichtet. Dabei werden die Döbeles von Ecker überrascht, der sich auch nicht mehr durch Rosina von seinem Verdacht abbringen lässt, dass die Familie Ungesetzliches tut. Dank geschickter Hilfe, unter anderem durch Stanislav, wird eine Entdeckung gerade noch verhindert. Durch einen Telefonanruf erfahren Döbeles vom vermutlichen Vorhaben der SS, die polnischen Erntehelfer der Gegend am nächsten Tag in einer Kiesgrube zu erschießen. Erna schafft mit Hilfe des Pfarrers, des Bürgermeisters und ihrer Familie einige Polen über den Rhein in die Schweiz.

 

Szene 6. spielt in Säckingen vor dem Rathaus, wo 96 von 106 herbefohlenen Polen auf die erhoffte Rückreise warten. Als Erna ihren schrecklichen Verdacht, dass das Ganze eine getarnte Erschießungsaktion ist, bestätigt sieht, greift sie mit dem Mut der Verzweiflung in heftigen Worten den Kreisleiter Bender so an, dass der überraschend die Erschießungsaktion abbläst. Sie, als Einzige, wird festgehalten, aber von Waclav befreit. Der Bürgermeister von Murg versteckt sie in „Schutzhaft“ bis zum Kriegsende.

Hintrem Mond

Ein Schauspiel von
Markus Manfred Jung

Wir befinden uns in einem kleinen Dorf auf dem Hotzenwald in den Tagen um den 21. Juli 1969, als
die ersten Menschen den Mond betraten. Auch auf den etwas abgelegenen Hotzenwald kommen
in dieser Zeit immer mehr „Iinegschmeckti“, fremde Menschen, die hier ihre Lebensverwirklichung
suchen. So auch eine Gruppe junger Menschen mit Kindern, die mit gewissen Aussteigerträumen
eine Landkommune gründen wollen. Ein nach einem Familienunglück vereinsamt lebender
Bauer, Mathias Eckert, genannt „Stiremathis“, vermietet ihnen ein Großteil seines alten Hauses,
weil er sich, auch durch übertriebenen Alkoholkonsum, verschuldet hat. Der anfänglich grobe
Umgangston mit den Mietern glättet sich etwas, da man ein Stück weit aufeinander angewiesen ist.
Mit der Zeit erwächst ein gewisses Verständis, gepaart mit Respekt. Allerdings sind die
Neuankömmlinge in der konservativen Bevölkerung nicht willkommen, auch weil sie evangelisch
sind, weil die Beziehungsverhältnisse untereinander nicht geklärt sind und wohl eine andere
Auffassung von Liebe und Ehe herrscht. Die Kinder der Landbevölkerung freunden sich allerdings
schnell mit denen der Neuen an.

Des Bauern Halbschwester, Gerlinde Bauer, sorgt sich um den psychisch und physisch Labilen
und will ihm einen schöneren Lebensabend in einer städtischen Senioreneinrichtung schmackhaft
machen. Vielleicht fürchtet sie auch um den Hof, der verfällt und wohl irgendwann verpfändet
werden muss. Der Bauer wehrt sich vehement dagegen und stellt sich durch Grobheiten, auch den
anderen Einheimischen gegenüber, immer mehr ins Abseits.

Ein weiterer Neuankömmling in dieser Landschaft „hinter dem Mond“, ein norddeutscher
Chemiemanager, lässt sich ein altes Häuschen vom ansässiger Zimmermann renovieren
und überzeugt und überredet ihn eloquent zu vielerlei Tätigkeiten, ohne die per Handschlag
abgemachten Zusagen selbst so genau einzuhalten. Unterschiedliche Auffassungen von
Geschäftstüchtigkeit treffen aufeinander.

Als der Bauer in der Wirtschaft mit dem Chemiemanager heftig aneinander gerät und ihn auch
körperlich beleidigt, scheint die Zeit dafür reif zu sein, ein Entmündigungsverfahren gegen
den „Stiremathis“ einzuleiten. Nach einem Zimmerbrand, vielleicht verursacht durch eine
brennende Zigarette, verschwindet dieser aus dem Krankenhaus, indem er sich selbst entlässt. Er
bleibt für fast drei Wochen verschwunden, Selbstmordgerüchte gehen um.

Ein besonders konservativ beharrlicher junger Bauer, Pius Jehle, versucht seine Abneigung den
Neuen gegenüber mit einer unüberlegten Tat abzureagieren, indem er einen Kuchen mit Rattengift
präpariert und in der Nähe des Hauses platziert. Tatsächlich isst einer der Jungen ein Stückchen,
muss erbrechen und wird ins Krankenhaus verfrachtet. Da die Kinder wissen, wer der Täter ist,
spielen sie ihm einen ebenso unüberlegten Streich, worauf dieser heftig zu Schaden kommt.

Drei Szenen spielen in der Schule, wobei eine damals durchaus gängige Form des
Religionsunterrichts, mit dem Katechismus im Zentrum, vorgestellt wird. Der etwas kauzige
Pfarrer hilft aber schlussendlich bei der Lösung der beiden großen Konflikte.

Heftig kommödiantische Züge trägt das Schauspiel in einer Szene, wo der „Stiremathis“ von den
Neuankömmlingen in die Geheimnisse des Haschischkonsums eingeweiht wird, nachdem er ihnen
zuvor den Genuss von Selbstgebranntem nahe gebracht hat, und in der Schlusszene, wo die
verschiedenen Handlungsfäden zu einem grellbunten happy end-Teppich verwoben werden.

 


D Bluetschuld vo Laufeburg

Ein Schauspiel
von Markus Manfred Jung

Das Geschehen:
Im sogenannten 30-jährigen Krieg (1618-48), seit 1633 und besonders in der Zeit von Januar bis März
1638, wogt der Kampf zwischen den evangelisch schwedischen Truppen samt ihren Verbündeten und
den katholisch österreichischen am Hochrhein hin und her.
Das Fricktal, Laufenburg, Säckingen und Rheinfelden sind Schauplatz größerer Kriegs-handlungen. Die
Schweden haben sich nach einer ersten Niederlage bei Rheinfelden nach Laufenburg zurückgezogen,
sich gesammelt und sind von dort erneut gegen die kaiserlich österreichischen Truppen gezogen.

In Laufenburg muss sich die Witwe Klara Nüßli den Nachstellungen des Stadtschreibers Konrad Schwarz
erwehren, der als Calvinist nicht den „rechten Glauben“ hat. Sie beruft sich dabei auch auf den Rat
des Pfarrers. Ein Bauer aus Beuggen bringt die Nachricht vom überraschenden Sieg der Schweden
in der 2. Schlacht bei Rheinfelden und kündigt mit der Rückkehr der Schweden großes Unheil an. Der
Anführer der Schweden, Herzog Bernhard von Weimar, ist mit dem wichtigen Gefangenen, Fürst Savelli,
wieder in Laufenburg. Savelli soll dort hingerichtet werden, kann aber mit Hilfe von Klara Nüßli und
dem ihr befreundeten Ehepaar Hoffmann fliehen. Der Stadtschreiber schwärzt rachsüchtig den Pfarrer
beim Herzog an, dieser habe Klara vor der Flucht die Beichte abgenommen, und veranlasst so dessen
Gefangennahme. Der Herzog versucht gewaltsam, dem Pfarrer Informationen über die Fluchtplanung
zu entlocken. Dieser besteht, unterstützt von seinem Kaplan, auf dem Beichtgeheimnis. Die Entflohenen
können nicht mehr dingfest gemacht werden, sodass der Herzog die Fluchthelfer zum Tode verurteilt und enthaupten lässt. Auch die Stadt Laufenburg
wird bestraft.