Federeliicht im Skimuseum – Markus Manfred Jung und Uli Führe sorgen für ein besonderes Hörerlebnis.

Geschrieben: 21. September 2017 | Autor: | Kategorisiert unter: Presse | Keine Kommentare »

Quelle: Badische Zeitung, veröffentlichung mit Genehmigung des Autorin Helle Trede

Federeliicht im Skimuseum

Markus Manfred Jung und Uli Führe sorgen für ein besonderes Hörerlebnis.

HINTERZARTEN. Es gibt noch Schätze im Schwarzwald, man muss sie nur finden. Der Leiter des Schwarzwälder Skimuseums, Alfred Faller, hieß ein volles Haus willkommen, um zwei regionale Künstler von höchster Qualität und Sensibilität vorzustellen. Uli Führe, Musiker, Hochschullehrer und Dichter, und Markus Manfred Jung, bekannter Mundartdichter, Lehrer am Gymi z’ Schopfe und Sprecher dieses einmaligen Dialekts.

Was würde besser in dieses 300 Jahre alte Haus passen! Wie viel von dieser schönen Sprache schläft noch zwischen den alten Balken und wird hervorgezaubert; beispielsweise im Gedicht von Markus Manfred Jung, das dem Abend den Titel verlieh, und vertont von Uli Führe:

Federeliicht
au mi
hät er verführt
de wind
dä wolketrieber
wo federeliicht fingerlet
im fine hoor
vo dir

Führe entlockt der Mandoline den Wind wie Harfentöne und entfaltet sogleich seine Stimme im kraftvollen Zupacken bis hin zu den feinen Fäden.

Führes Vertonungen leben fernab unserer Hörgewohnheiten; und er entfaltet mit seinem Instrumentarium: E-Bass, Gambe, Mandoline, Gitarre, seiner Stimme und der Looperstation wahre Feuerwerke; technisch hochgerüstet ist seine Ausstattung, die sich das alte Haus gefallen lassen muss, und die sich einfügt in jede Zeit. Führe gibt einen Teil seiner Kompositionen in den Looper, singt und speist auch den Gesang in die Station, lässt die Mischung zu sich zurückkommen, so, als fordere sie ihn heraus – tut sie ja auch – es ist ein Gespräch – Führe redet mit dem Looper – es scheint so, als erschrecke er manchmal vor dem, was ihm da entgegenkommt, aber problemlos sind seine Antworten. Und der Kommentar des Freundes Markus Manfred Jung: „So, des isch jetzt de Uli Führe Chor gsi“. Es trügt nicht der Eindruck, als entstünden die Lieder gerade jetzt, hier, im Museum.
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Markus Manfred Jung steht lächelnd daneben: „Wir treffen uns ja vorher und legen fest, was wir machen wollen, aber oft kommt dann was ganz anderes heraus – das macht den Abend spannend, und so haben Sie gerade eine Uraufführung gehört“. Wovon es an diesem Abend noch mehr geben wird. Die beiden Künstler sind perfekt aufeinander eingespielt.

In unruhigen Zeiten wie diesen, ist es wohltuend auf die Wurzeln einzelner Wörter hingeführt zu werden. Markus Manfred Jung tut das mehrfach – man hat das Gefühl, er wohnt geradezu in seinem Wiesentäler Dialekt. Dann sagt er: „Mängmol kaie eim do d’ Wörter so zue, man muss sie nur auflesen.“

Wenn Jung zum Beispiel eines seiner Gedichte ins Hochdeutsche übersetzt, merkt man den Unterschied – es fehlt etwas. Es ist wie ohne Wurzeln sein – während das Wiesentäler Alemannisch einen beheimatet. Dazu sagt Jung, dass die Menschen und die Räume sehr wichtig seien. Erst dann können sie zur „Hochform“ auflaufen, und es sei ein Glück gewesen, dass sie einander entdeckt hätten:

„I bin ins glück
gheit
glücksfall
zuefällig halt
hebschs uf un
hebe mer is
hebts“

Die gegenseitige Wertschätzung ist allenthalben zu spüren.

Im zweiten Teil des Abends wird es persönlich. Wenn etwa Führe seinem Sohn ein Lied widmet, Diesem „trotz allem wunderbaren Mann“ oder seine Tochter ihm Tipps zur Partnerwahl erteilt, oder wenn er die “ Sekte mit den gesenkten Köpfen“ beschreibt und mit dem Handy eines Besuchers demonstriert, wie Menschen im Zeitalter der Handys „wandern durch Häuser und Straßen / sind in Trance / keine Chance“

Und wieder springt Führe ein Wort aus Jungs Gedicht in den Mund und entwickelt einen ganz eigenen Gesang über lange Strecken: „z’spot“ zum Beispiel. Da gibt es kein Halten mehr. Oder beim Wort „Strandhafertanz“. Das Publikum ist inzwischen elektrisiert und singt mit. Was mag da noch kommen, fragt man sich.

Ein Abend, tiefsinnig, Heiter, bewegend und unterhaltend. Jeder, da darf man sich sicher sein, hat alles verstanden und kann das jetzt mit sich herumtragen und weitersagen. Was für ein Glück, denkt man, dass wir so einen “ Schatz“ bei uns finden können.


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