Südkurier über „Vom Glück des Findens“
Geschrieben: 7. November 2022 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Anklicken lädt das PDF zum Lesen herunter.

4. Gerlinger Lyrikpreis 2022 der Petra Schmidt-Hieber Literatur-Stiftung an Markus Manfred Jung aus Hohenegg, Kleines Wiesental, Kreis Lörrach
Geschrieben: 5. August 2022 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Der zum vierten Mal vergebene Gerlinger Lyrikpreis der Petra Schmidt-Hieber-
Literaturstiftung geht in diesem Jahr an den Dichter Markus Manfred Jung.
Die Jury – bestehend aus Michael Braun, Irene Ferchl, Walle Sayer, Hans Thill und Wolfgang
Tischer – begründet ihre Entscheidung wie folgt:
Markus Manfred Jung bringt die Mundart, in der er lebt, das Alemannische, in einer
zeitgemäßen Art und Weise zum Klingen, zum Leuchten. Er arbeitet in seinen Gedichten mit
dem Musikalischen und dem Lautmalerischen des Dialekts und erschließt mit seiner
Gegenwärtigkeit Themen jenseits aller Tümelei.
Indem er jedes seiner Dialektgedichte selber ins Hochdeutsche übersetzt, uns eine
hochdeutsche Lesart zu jedem Gedicht anbietet, quasi zweisprachig schreibt, löst er die
besondere Art von Hermetik auf, die der Mundart eigen ist, entgrenzt er diese Sprache.
Für diese beeindruckende Arbeit an der Literaturfähigkeit der Mundart zeichnet ihn die Jury
des Gerlinger Lyrikpreises aus.

32. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt – mit öffentlichen Veranstaltungen in Weil, Schopfheim und Basel
Geschrieben: 22. März 2022 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Nach zwei Jahren erzwungener Coronapause treffen sich endlich zum 32. Mal die Freunde literarischer Mundart-Dichtung hier in der Region. Die „32. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“ findet vom 08. bis 10. April 2022 wieder im gewohnten Rahmen statt. Erste öffentliche Lesung ist schon traditionell am Freitag, dem 08.04., 20h00, im Stapflehus in Altweil. Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek Schopfheim am Samstag zum Thema Das Paradies auf Erden und dem Empfang im Rathaus ist abends um 20h00 der Auftritt in Sankt Agathen, Schopfheim-Fahrnau. Ebenso treten die Autorinnen und Autoren wieder am Sonntag, 11h00, in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“, direkt neben dem Münster, auf. Es wird eine äußerst spannende Mischung von Dialekten zu hören sein, wenn zum Beispiel der Elsässische Liedermacher Daniel Muringer mit seinem urwüchsigen Alemannisch auf die junge Hotzenwälderin mit indischen Wurzeln, Sandhya Hasswani trifft, oder die Vorarlberger Österreicherin Astrid Marte auf den Nordbadener Thomas Liebscher mit seinem südfränkischen „Badisch“ oder den Innerschweizer Schauspieler und Autor Hanspeter Müller-Drossaart.
Folgende Mundartautorinnen und –autoren sind diesmal dabei:
Sandhya Hasswani ist 1987 in Bad Säckingen geboren und lebt mit ihrer Familie in Herrischried auf dem Hotzenwald, wo sie auch aufgewachsen ist. Nach dem Abitur absolvierte sie ein journalistisches Studium und belegte zudem eine Zusatzausbildung in Kreativem Schreiben. Seit 2014 ist sie journalistisch tätig für die Tageszeitungen SÜDKURIER und Badische Zeitung. Auszeichnungen für ihr literarisches Schaffen erhielt sie unter anderem 2013 von der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg für ihren Beitrag „Jugend auf dem Land“, beim Gerhard-Jung-Wettbewerb „Junge Mundart“ der Stadt Zell i.W. 2015 in der Sparte Lyrik und 2018 in der Sparte szenisches Spiel. 2021 ist sie außerdem beim Wettbewerb Lahrer Murre mit einem zweiten Preis in der Sparte Prosa geehrt worden. Bekannt geworden ist sie mit zwei Sagenkalendern (2017 und 18), mit dem Sagenbuch: Sagenhafter Hotzenwald (2020) und dem Mundart-Erzählband
Chind un andri Ploge wo glücklich mache (2021). www.sandhy-schreibt.de
En Guete!
Letschtens, wo mir biim z Obeneh ghocket sin, frog i mi Maa: Isches au rächt?
Jo, Schatzili.
Hmm, wirklich? Isches nit eweng salzig?
Nei, Schatzi. Scho rächt.
I lueg ihn schief aa und säg: I sehs doch: S isch dir zu salzig! Kannsches ruhig säge!
I säg numme Holz. Und sage tu ich: es isch rächt!
Noch ner Wiil frogt er:
Channsch mir bittschön ebbis zum Trinke hole?
Also doch zu salzig!
Willsch du eigetlich immer rächt haa, oder ender höre, dass es rächt isch?
Am liebschte beides. Aber eigetlich will ich ne ehrliche Meinig!
Also: Du hasch rächt und für mich isch es rächt! Un jetz Paschta!
Pasta? De Herr will jetz Pasta, soso!
Basta, sag ich.
Scho rächt.
Astrid Marte, geboren 1958 in Satteins im österreichischen Bundesland Vorarlberg, ist Volksschullehrerin. Sie schreibt Lyrik und Kurzprosa in Schriftdeutsch und alemannischer Mundart. Für sie bedeutet Schreiben Kreativität, Lebensbewältigung und Mitteilung. Die Lyrik ist dabei ihr „Liebkind“, weil sie gerne singt. Gedichte sind für sie singbare Texte. Mit knappen, “ver-dichteten“ Worten kann sie Bilder malen, einen Rhythmus finden, eine Stimmung schaffen, in welcher der Leser mit ihr nachdenken, lieben, lachen, weinen oder toben kann. Für ihr Lyrikschaffen wurde sie schon mehrfach ausgezeichnet. Texte von ihr sind in mehreren Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Sie ist verwitwet, hat drei Kinder und sechs Enkelkinder. www.idi-dialekt.at
An Enkile
wenn dir
di Kind seet
dass as a Kind kriagt
gôhts im Sekundatakt
Sprôchvrluscht
Pulsstolperer
Hirnleere
Herzfülle
und an Umarmig zu dritt
denn a lange Lischta
Wenn und Abr
a schlôflose Nacht
Ogaränd am nöschta Môrga
und schô set dr Spiagl
Grüaß di Oma!
Thomas Liebscher, geboren 1961 in Bruchsal, ist aufgewachsen und hat „Dialekt gschwätzt“ im vorderen Kraichgau, im Ort Bad Schönborn. Nach dem Abitur 1981 studierte er Germanistik und Politikwissenschaft in Freiburg, Heidelberg und Montpellier, spielte Theater und trat auf als Kabarettist. Er ist Redakteur bei der Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten (BNN) in Karlsruhe, verantwortlich für Porträts, Kultur und Sport. Seit 2019 schreibt er in der Lokalredaktion Bruchsal. Zudem präsentiert er wöchentlich Mundartwendungen auf BNN Instagram und pflegt unregelmäßig die Rubrik „Badisch von unne un owwe“ mit Mundartbetrachtungen. Er lebt in Hockenheim. Inzwischen liegen von ihm einige Mundart-Gedichtbände vor, zuletzt, „S isch immer ebbes, awwer net wie’s sei soll“ (2005) und „Alderle!“ (2011). Außerdem ist er Herausgeber diverser Anthologien, z.B. „Nuffzus, nunnerzus, newedran“ (2015). Er erhielt zwischen 1994 und 2002 mehrfach einen nordbadischen Mundartpreis für Lyrik, den Pamina-Kulturpreis Baden (2003) und einen Preis für die beste Neuerscheinung beim pfälzischen Mundartdichterwettstreit in Bockenheim. Im Regierungsbezirk Karlsruhe ist er Mitorganisator und Juryvorsitzender des Wettbewerbs „Gnitzer Griffel“ und war 2019 Mitbegründer und seither Betreiber der Autorenplattform www.badische-gutsele.de
Ufschnapsel: Im Café
Am schwierigschde ischs,
de richdiche Disch zu finne,
wenn alle frei sin.
Beim Griech
Sagt en Gascht beim Bestelle:
Un mei Fraa kriegt es Lamm-Hüfte.
Dodruf der Wert:Was alles gibt!
Wo lässt se des mache?
Heimat
Heimat isch dort,
wo mer spätoweds de Burmoschder anruft,
weil de Kanaldeckel wackelt.
Hanspeter Müller-Drossaart wuchs als gebürtiger Obwaldner mit Nidwaldner Mutter in Uri auf, wurde nach der Maturität an der Schauspiel-Akademie Zürich zum Schauspieler und Theaterpädagogen ausgebildet und war mehrere Jahre am Theater am Neumarkt, am Schauspielhaus Zürich und am Wiener Burgtheater tätig. Er ist durch seine markanten Auftritte in TV- und Film-Produktionen (Lüthi & Blanc, Grounding, Die Herbstzeitlosen Sternenberg, der Keiler, Cannabis, etc.) sowie durch seine Tätigkeit als Vorleser und Hörspielsprecher bei Radio und Fernsehen (Literaturclub) einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Mit dem Musical Dällenbach Kari der Thunerseespiele feierte Müller-Drossaart in der Titelrolle große Erfolge. Seit 2014 ist er regelmäßig in der TV-Reihe Bozen-Krimi zu sehen. Als Autor übersetzte er Kleists Der zerbrochene Krug für die Sachsler Spielleute in die Mundart, verfasste mehrere Kabarett-Programme in diversen Schweizer Idiomen und legte 2015 seinen ersten Gedicht-band zittrigi fäkke im Obwaldner Dialekt sowie 2018 den Urner Lyrikband gredi üüfe vor. Im Oktober 2020 erschien im Wolfbach-Verlag eine zweisprachige Ausgabe dazu mit hdt. Parallel-Übersetzung unter dem Titel Steile Flügel. Neben der Gestaltung der Hauptrolle erweiterte und bearbeitete er im Sommer 2018 die Spielvorlage der Freilicht-Inszenierung Steibruch am Landschaftstheater Ballenberg. Seine Theaterfassung Eyses Heidi von Johanna Spyris Klassiker, in Nidwaldner Dialekt für das traditionsreiche Buochser Theater erwirkte 2020 unzählige ausverkaufte Vorstellungen. www.hanspeter-mueller-drossaart.com
Chrieg im grind
dr eint vergennd
em andere dr dräck
under de fingernegel
und dr ander wurd
disä verwirgge
wenn s gratis wär
niid as chriäg im grind
s uwätter blaast disem
s dach vu de schiir
verzeerd am andre
d schtraass
so hed s beedne
ufe seckel gschniid
und s isch wider fride
ämel vorläifig
Daniel Muringer kam 1953 in Mülhausen/Mulhouse im Elsass zur Welt. Er hat einen universitären Masterabschluss in Englisch. Von Kind an war er begeistert von Musik und erlernte viele Instrumente zu spielen, darunter Geige, Gitarre, die Duett Konzertina, eine Vorläuferin des Akkordeon, oder die Mandola. Bekannt wurde er vor allem als Mitglied der Gruppe GERANIUM, der er seit ihrer Gründung im Jahr 1975 angehört. Die Gruppe beschäftigt sich bis heute vor allem mit elsässischen Volksliedern. Sie hat durch ihr Sammeln und Vortragen dazu beigetragen, die traditionellen elsässischen Lieder am Leben zu erhalten und wider bekannt zu machen. Seit 1981 hat Daniel Muringer zahlreiche Bühnen-und Theatermusiken geschrieben. Auch mit Vertonungen von Texten wichtiger elsässicher Dichter, wie Nathan Katz, Emile Storck, Charles Zumstein, Victor Schmidt oder Toni Troxler, ist er hervorgetreten. Besonders interessiert ihn die enge Verbindung zwischen Liedern und der Geschichte des Elsass. Sein neuestes Programm ist „Mìlhusa in Riim un Gsàng“.
Unter zahlreichen Schallplatten und CDs der Gruppe Geranium sind zu nennen:
Mer derft se hett noch singa, Uff d’Kilwa zue, Tanz Maidla, tanz, Morgarot, Hampelmann oder Winterreesla.
http://daniel.muringer.pagesperso-orange.fr/; http://geranium-alsace.com/;
http://www.sammle.org/fr/categorie/concert-geranium-les-40-un-eins
MAÏEKAFER
Se senn als gfloge z’Nacht
Wie riesig kleine Starnle
Unter de Strosslaterne
In d’r Vollmondspracht.
Mer han se als vu da Baim drabgschittelt.
Wie Hagel senn se deno awegheit
E manker hamm’r schu e so verheit.
In Nastiacher igweckelt
In Kretzerladale igsperrt
Met Nodla duregstoche ass a noch schnüfe kenne.
Meinsch !
D’meischte sen jo schu verschreckt
Verreckt.
Verzeih es uns, Maïekafer.
Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg/Breisgau und Oslo/Norwegen. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Er war Lehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium in Schopfheim, ist Schriftsteller und lebt mit der Malerin Bettina Bohn in Hohenegg, Kleines Wiesental. Mit ihr zusammen gab er den Bild-Gedichtband Schluchten von Licht heraus. Zuletzt erschienen Ankommen in Laufenburg, Texte, die er als 1. Burgschreiber zu Laufenburg geschrieben hat, der vierte Glossenband wenn i e rebschtock wär und der zweisprachige „hybride“ Prosaband Nebelgischt – Vom Aufbrechen und Ankommen. Außerdem schuf er alemannische Nachdichtungen für die Kinderbücher Die Häschenschule, Wilhelm Buschs Max&Moritz und Sybille Olfers’ Etwas von den Wurzelkindern und zusammen mit Wendelinus Wurth Meine ersten tausend Wörter auf Alemannisch. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“. www.markusmanfredjung.de
Hohenegg
über d Hörner her
dräut s
schwefelgääl aaglüüchtet
vo unten us de Holl
rueßigi wolke
wien e falschis gebätt
wien e fluech
so schnell
si schiebe sich
vor e hööchre himmel
wo grad no
hell im blau
es chunnt
Volker Habermaier, Oberstudiendirektor und Schulleiter des Georg-Büchner-Gymnasiums in Rheinfelden, Präsident des „Hebelbund Lörrach“, ist seit siebzehn Jahren Moderator der Literatur-Werkstatt und der Mund-Art Veranstaltungen. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen Themen. Zudem ist er Schulbuchautor und Verfasser fachdidaktischer Arbeiten, auch zur Mundartliteratur. 12 Jahre lang war er Mitglied der Hebelpreis-Jury. Er lebt mit seiner Familie in Schopfheim-Kürnberg.
(mmj, zVg)
„Lumpepuppeli“ von Gerhard Jung (alemannisch, Video, vertont)
Geschrieben: 10. März 2022 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Der alemannische Dichter Gerhard Jung (1926 – 1998) beschreibt den Verlust der kindlichen Unschuld in den 30er- und 40er-Jahren mit dem Bild vom Lumpenpüppchen. Ein Schmerz, der sein Leben prägte. Er singt das Lied zur Gitarre begleitet von seiner Frau Klara. Uli Führe setzte das Lied in Szene.
Uli Führe singt Alemannisches von Markus Manfred Jung und anderen
Geschrieben: 20. Dezember 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Buchvorstellung „Nebelgischt – Vom Aufbrechen und Ankommen“
Geschrieben: 16. November 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Buchvorstellung „Nebelgischt – Vom Aufbrechen und Ankommen“ ein:Freitag, 19.11.2021, 20h00 Stadtmuseum Wehr, im Gebäude der Stadthalle, Hauptstraße.
Ich werde Ausschnitte aus dem Buch lesen. Uli Führe wird dazu musizieren.
Geschrieben: 3. November 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »
Markus Manfred Jung
Nebelgischt
Vom Aufbrechen und Ankommen
Erschienen 10 / 2021
1. Auflage
Hardcover mit Schutzumschlag
208 Seiten • 11,5 x 18,5 cm
eur 19,80 | chf 23,90
ISBN 978-3-99018-608-4
Der „hybride“ Text Nebelgischt entstand im Verlauf einer dreiwöchigen Wanderung vom Südschwarzwald durch die Schweiz bis an den Lago Mergozzo in Norditalien und ist dann nachsinnend fortgeschrieben worden. Sinn der nicht vororganisierten Tour „Vom Aufbrechen und Ankommen“ war, wegzugehen vom Lebensabschnitt beruflicher Pflicht hinein in die Neigung der letzten Lebensphase, allein und immer südwärts. Ausschnitte aus dem in alemannischer Mundart gehaltenen Tagebuchaufzeichnungen werden kombiniert mit standardsprachlichen essayistischen Texten zu Problemfeldern, die sich beim Wandern aufdrängen, wie z. B. Aufbrechen, Wagnis, Wehmut, Verirrung, Notdurft, Atmen, Geduld, Symbol und Aberglaube, das Böse, Ankommen …
Über den Autor
Markus Manfred Jung, 1954 in Zell im Wiesental geboren, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport in Freiburg im Breisgau und Oslo. Er arbeitete als Lehrer und als Schriftsteller. Bisher sind über 20 seiner Bücher erschienen.
Über die Künstlerin
Die Malerin Bettina Bohn, 1954 in Freiburg geboren, studierte Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in Freiburg und Kunst in Basel. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann, dem Dichter Markus Manfred Jung, in Hohenegg im Südschwarzwald. Zahlreiche Ausstellungen haben sie im südwestdeutschen Raum bekannt gemacht, ebenso Buchillustrationen und Umschlaggestaltungen.
www.bettinabohn.de
Der alemannische Max und Moritz / De alemannischi Max und Moritz- übersetzt & gelesen von Markus Manfred Jung
Geschrieben: 6. Oktober 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »
Markus Manfred Jung im baden-württembergischen „lit.cast“
Geschrieben: 14. September 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Hier anzuhören https://www.podcast.de/episode/585904081/markus-manfred-jung
***
Markus Manfred Jung wurde 1954 in Zell im Wiesental geboren und
lebt heute im nahen Hohenegg. Er unterrichtete als
Gymnasiallehrer und schreibt Gedichte, Geschichten, Theaterstücke
und Hörspiele in alemannischer Mundart und Hochdeutsch, wofür er
unter anderem die Johann-Peter-hebel-Plakette und den Preis der
Deutschen Schallplattenkritik erhielt.
Für lit.cast liest Markus Manfred Jung aus seinen
Mundartgedichten. In der alemannischen Wikipedia heißt es
treffend: Dr Jung isch hit dr bekanntescht un erfolgryychscht
läbig alemannisch Dialäktautor z Sidbade.
1. August-Rede in Laufenburg/Schweiz 2021
Geschrieben: 4. August 2021 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Liebi Laufeburgerinne un Laufeburger vo äne un däne vom Rhy, verehrti Bürgerinne un Bürger vo de Schwiiz, liebi andri Gäscht,
i möcht mi zerscht bedanke für die Ehr, wo Si mir als dütschem Nochber atüen, dass ii zue Ihne an Ihrem högschte staatliche Fiirtig schwätze darf. Z verdanke han i des wohl in re andre Uszeichnig, dass i nämli vor zwei Johr de erschti „Burgschreiber zu Laufenburg“ ha dörfe sii: dopplet Dankschön also.
I will Ihne zerscht emool verzelle, was d Schwiiz für mi as Chind gsi isch, – in de 50er Johre z Lörrach ufgwachse, un däno ab 64 z Stette, nummen e paar hundert Meter vo de Grenze zue de Schwiiz ewegg. Die Erwachsene hän sich amig non e Huffe paradiisischi Gschichte verzellt, sellemools, vo de Schwiiz. Sottigi wie die, wo d Hilde Ziegler in ihrem Buech „Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke -198 Erinnerungen eines Kindes“. (Lenos, Basel, 1988, S.26) ufgschribe hät: Der Stacheldraht an der Schweizer Grenze hat an einer gewissen Stelle ein Loch. Und hinter diesem Loch befindet sich der Abfallhaufen von Gärtner Dahler in Riehen. Jeden Samstag werden dort faule Orangen abgeladen. Obwohl meine Mutter schimpft, fischen wir mit Stöcken die Orangen zu uns herüber, und die meisten kann man noch essen. D’Schwiizer sinn verschläckt, di ässe no lang nit alles, sagt Rudi. Das isch unser Glück.
Zue unserem Glück hät ghört, dass mir amig, e ganze Schwarm Chinder, zämme mit einre Muetter, de Nochberi vo unte dra im Mietsblock, vo Lörrechs Nordschtadt us, uf Rieche abe gvelölet sin, als de Bahnlinie nooch. Mer hän dört Mehl un Zucker poschtet, Teigwaren un Brot, Schocki un Kaffi -allewiil e Päckli meh as erlaubt, wo mer däno vornen im Latz vo de Lederhose zruck über d Grenze gschmugglet hän. E paradiisische Duft, wo amig no lang in de Hose hängge bliben isch.
Mer hän zum Glück entfernti Verwandti un noochi Bekannti gha in de Schwiiz, un für uns sin die alli riich gsi un öbbis Bsunderigs, well die jo de Chrieg nit mitgmacht gha hän, de Chrieg nit verlore hän un am Chrieg nit tschuld gsi sin. Für uns Chinder sin d Schwiizer Vorbilder gsi, die wo ämmel allewiil alles richtig gmacht gha hän. Drum isch s au nit meh as grecht gsi, dass si in dem Parediis Schwiiz hän dörfe läbe, mir aber nit. Un was die Schwiizer amig für Gschenkli mitbrocht hän, wenn si doch emool übere choo sin zue uns: Schokelad, Messmocke, echti Fränkli us echtem Silber: e Einer, e Zweier, jo eimool sogar e Fünfliber für jede vo uns. Mer hän en ufghebt für d Notziite, wo sicher bal emool wider choo wotte in dem Chalte Chrieg.
Mi Muetter Klärli un mi Vatter, de Mundart-Dichter Gerhard Jung, hän oft no mim e Lüüchten in ihre Auge vom große Hebelfescht am 11. Mai 1947 verzellt, wo öbbe zwanzig- tausig Schwiizer über die grad früsch ufgmachti Grenze durechoo sin uf Lörrech, go mit ungfähr dopplet so viile Dütsche im Geischt vom Johann Peter Hebel de Fride un d menschlichi Gmeinschaft z fiire. Un was si alles mitbrocht hän als Bhaltis! Die Unterschtützig un des Einigkeitsgfüehl über d Grenzen ewäck hät viilene bi uns Muet gää un Zueversicht für besseri Zite.
E ganz großi Rolle bi dem schnelle wider Zuenenandfinde hät sicher de gmeinsami Dialekt gschpilt, dä wo mer bi uns sit em Hebel Alemannisch nennt un bi euch halt Schwiizerdütsch. E Dialekt, wo vom Elsiss bis ins Vorarlberg, vom Mittelbadische bis ins Wallis gschwätzt wird, natürli mit dütliche Unterschid in de Ortsmundarte. Aber s Baseldütsch un s Wisetäler Alemannisch lige so nooch binenand, dass mer mi scho z Züri für e Basler haltet un in unsem Friiberg im Breisgau für e Schwiizer. Des hät übrigens großi Vorteil für uns. I gib s zue. Wenn i mi in de Ferie amig neume für e Horde jungi, unghobleti Dütsche ha fremdschämme müeße, han i gsait, i bi e Schwiizer. Un ha des au so gschpüürt. Als Alemann bin i do im e Schwiizer viil nööcher als im e Berliner zum Bischpil. Au wenn ii emool selber neumen e bizz über d Sträng gschla ha, bin i eifach Schwiizer gsi, un mer hät mer alles liicht verziehe. „Jo denn, e Schwiizer, alles klar!“ Wie mänkmool chäst s mi aber au aa, wenn bi uns Schwiizerwitz verzellt werde, zum Bischpil die über d Berner, wo so langsam schwätze täte. Jo, tue i des nit au? Langsam schwätze? Au mir Alemanne do äne vom Rhy denke doch schneller als mer schwätze. Aber wott i des eigentlich umgchehrt ha? Schneller schwätze als denke? Jo Pfiffedeckel, ehnder nit!
Aber im Ernscht: De Dialekt isch e ganz e großis Gmeinsamis über d Grenzen eweg, stercher als die gmeinsami Gschicht, Habsburger hi oder her, wo doch sit em Napoleon vor bal 220 Johr e ehnder trennti Gschicht isch. Un mir vo änen am Rhy freuen is über jede Iisatz do in de Schwiiz, wo s alltäglichi Bruuche vom Dialekt sterkt. Die gmeinsami Schriftsprooch bruucht, zmindescht bi uns, kei Sterkig meh gege de Dialekt, högschtens no gege des gedankelosi Denglisch, wo mer übrigens au do bi euch mänggmool d Zeechenegel chrüüselet. Für unsi gmeinami Sprooch bruucht s kei gmeinsamis Rahmenabkommen, die isch eifach no doo. Un au bi uns merkt mer so notisno, dass die Iiteilig in hoochi Hochschprooch un nidere Dialekt e dummis Vorurteil isch. Un au doo chönnte mir vo de Schwiiz lehre, wo vom Dütsch nit als Hochschprooch schwätzt, sondern des als Schriftschprooch bezeichnet. Un lengscht chennt mer au bi uns die Untersuechige, wo noochwiise, dass Chind, wo zweischproochig ufwachse, -gern mit Dialekt und Schriftschprooch-, scho so früeihj des Sproochegumpis im Hirni hän, des code switching, dass ne s Sproochelehre spööter viil liichter fallt. Un was git s nit au für e großartigi Mundart-Literatur in unsem gmeinsame Dialektgebiet. Scho de Hebel mit siine 1803 veröffentlichte Alemannische Gedicht isch uf de Schultere vo hochintressante Basler Mundartdichter gschtande. Un sither hät jedi Zit bi uns un au do bi euch ihri Ineichen, Breitenstein, Haemmerli-Marti, Gfeller, Loosli, Paul Haller, Kurt Marti, Julian Dillier, Franz Hohler, Pedro Lenz oder Andreas Neeser gha, un viili gueti mehr. Un au doo chönnte mir öbbis vo de Schwiiz lehre. D Mundartliteratur in alle vier Schwiizer Sproochgebiet isch wie de Dialekt selber wiit hööcher gschätzt als bi uns im Dütsche unsi.
Un überhaupt d Kultur. Die Breiti un die Tiefi wie in de Schwiiz Kultur gförderet wird, die chenn i numme no vo Norwege. Dass in de Schwiiz gueti Künschtler au guet lebe chönne, -sofern si die notwendige Förderigsaaträg stelle-, des find i selbschtverschtändlich un richtig für e Kulturnation. Wo s do bi euch fließt, do tröpfelet s grad emool bi uns.
I will nomool zruck choo zue minre eigne Biografii un zue mim Verhältnis zum Paradiis Schwiiz. So mit der Zit hät des rosaroti Bild mit em Schwiizer Chrüz in de Mitti din scho au siini dunkle Flecke kriegt. Mim Zittigsläse, mim Gschichtsunterricht in de Schuel, mim Aaluege vo historische Film isch mer uf eimool vertraut gmacht worde mit Begriff wie Nazigold un Kunschthandel, un mit Sache, wo passiert sin: Abwiise vo Flüchtling, Zruckschicke vo jüdischgläubige Mensche, Iirichte vo Internierigslager un spöter däno wider mit Begriff wie Bankgheimnis, noochrichtelose Vermöge, Fischenaffäre un un un. D Fahne hät rueßigi Löcher driibrennt kriegt, un ii ha agfange e bizzi nüechtermer über d Grenze z luege. Han i no als Jugendliche nit verschtoh chönne, wie mer e dütschi Flagge schwenke un d Nazionalhymne mitsinge cha, ha aber verschtande, dass jedis Hüttli im e Schwiizer Schrebergärtli stolz si Fähnli vornedra in Wind iinehängge tuet, so hät sich doch so noch un noch un grundsätzlich mi Skepsis gege allis un jedis überdütlich Nazionali gwendet, vor allem wenn zum Umarme vo de Eigene s Wegschtoße vo de andere ghört.
I ha des selber emool ganz schreeg am e 1. Auguscht nit wiit vo do erlebt. Mir hän argentinischi Fründ z Bsuech gha, sin Bootli gfahre mit ene uf em Rhii un hän zletscht z Stei aagchehrt go Fisch esse un Feldschlössli trinke, wie sich s für die Iiheimische ghört am Nazionalfiirtig, hän ummegchalberet, däno s Füürwerk aagluegt un e Freud gha drab. Zletscht isch mer in Sinn choo, ass im Boot non e chüehlis „Tannezäpfli“, son e feinis Schwarzwälder Pils, uf mi warte tuet. I ha s trunke, un des hetti fascht e Chrieg usglöst. Zerscht han i gar nit verschtande, was de eltri Maa, wo do mit zwei stumme asiatische Fraue neben is ghockt isch, an mi ane schimpft. So öbbis wie: typisch Sauschwoobe, chömme uns go s Füürwerk stehle, mache sich breit un zahle nüt däfür, suffe sogar no s mitbrochti Bier, die Drecksschwobe, die… un so wiiter un so furt, in ei Loch iine. Nit emool erkläre han i mi dürfe un mi Fehler zuegää. Gange si mer halt, un i ha gschpürt, wie wiit ewägg ufeimool d Nochbere doch no chönne sii.
Un däno hät mer mi Fründ, de Riechemer Dichter Robert Karch verzellt, er sig wege Wehrdienschtverweigrig über e Johr im Gfängnis gchockt. Un däno hät Züri brennt, un irgendwenn sin d Fisch ab de Sandoz z Schwiizerhall buuchobe gschwumme. Worum rüehr i in all däne Wunde? Villicht well i zeige will, wie mi unrealischtischis Schwiizbild vom Parediis so langsam gerdet worden isch, uf Augehööchi mit mir, sodass i schwätze cha mit Ihne, mit euch, de Schwiizer, vo Mensch zue Mensch, ohni de dütschi gschichtlichi Rucksack uf em Buckel all zue arg z spüre.
Es stoht mir als Dütschem überhaupt nit aa, irgendöbbis do dra z kritisiere, wie mer in de Schwiz lebt un wie mer si Gmeiwese organisiert. Des dörfe andri mache, wo zue de Eidgnosseschaft däzueghöre un besser Bscheid wüsse as wien ich. Wohl jede vo Ihne chennt d 1. Auguscht-Red vo 1957 vom Max Frisch, oder siini Rede zur Überfremdung vo 65 un 66, oder im Peter Bichsel si „Des Schweizers Schweiz“ oder im Dürrenmatt siine Rede zum Nazionalfiirdig oder die vom Peter von Matt. Dört isch scho alles gsait un gschwätzt. Un i ha alli Hochachtig vor däre nationale Selbschtkritik, wo eim, wien i as Dütsche weiß, e guet s Stuck wiiter bringt im Weg uf e humaneri Welt zue.
Ii stuun eifach, wie guet s Schwiizer direkt-demokratischi Syschtem trotz re gwiße Abnutzig all no funkzioniert, i ha alli Achtig vo de Schwiizer Unterschtützig bi internazionale Hilfsmaßnahme, wenn neume Not isch uf de Welt, i denk do nit numme, aber au, an s Roti Chrüz, d Weltgsundheits- un d Welthandelsorganisation, un wünsch mer, dass de Wille, zämme un mitnand für e gsünderi un fridlicheri Welt z schaffe, jedre Bürgeri un jedem Bürger in de Eidgnosseschaft wichtig blibt. I tät mer im Zentrum vo Europa no meh Zämmehalt un Zämmearbet über d Grenzen ewegg wünsche, do im Chleine wie im Große. Dass die junge Mensche studiere chönnte, wo s Ihne guet dunkt, europawiit Stipendie kriege chönnte, dass d Handwerker ihri beschti Arbet ablifere chönnte, dass d Mensche sich begegne dürfte, über d Grenzen ewägg, ohni Schlagbäum uf de Stroß un ohni Schlagbäum im Hirni. So, wie mer s doo in de Vorbild-Doppelschtadt Laufeburg all wider probiert. No wäre mer wider e Schrittli nööcher am Parediis, doo in de Schwiiz un dört bi uns im große Nochberkanton.
Dankschön für s Zueloose, un Entschuldigung, wenn i mänkmool in s „Du“ un ins „Ihr“ iine gheiti bi, des isch de Nööchi gschuldet, won i bi mir spür. I gratulir Ihne un de ganze Schwiiz zum Nazionalfiirtig. Hebe Si s Beschti vo de Tradizione fescht un göhn si de Wandel wiiter mit, zuen re natürlichere un humanere Welt. Parediis ebbe.