Archiv für die Kategorie Allgemein

1. August-Rede in Laufenburg/Schweiz 2021

Geschrieben: 4. August 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Liebi Laufeburgerinne un Laufeburger vo äne un däne vom Rhy, verehrti Bürgerinne un Bürger vo de Schwiiz, liebi andri Gäscht,

i möcht mi zerscht bedanke für die Ehr, wo Si mir als dütschem Nochber atüen, dass ii zue Ihne an Ihrem högschte staatliche Fiirtig schwätze darf. Z verdanke han i des wohl in re andre Uszeichnig, dass i nämli vor zwei Johr de erschti „Burgschreiber zu Laufenburg“ ha dörfe sii: dopplet Dankschön also.

I will Ihne zerscht emool verzelle, was d Schwiiz für mi as Chind gsi isch, – in de 50er Johre z Lörrach ufgwachse, un däno ab 64 z Stette, nummen e paar hundert Meter vo de Grenze zue de Schwiiz ewegg. Die Erwachsene hän sich amig non e Huffe paradiisischi Gschichte verzellt, sellemools, vo de Schwiiz. Sottigi wie die, wo d Hilde Ziegler in ihrem Buech „Während der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke -198 Erinnerungen eines Kindes“. (Lenos, Basel, 1988, S.26) ufgschribe hät: Der Stacheldraht an der Schweizer Grenze hat an einer gewissen Stelle ein Loch. Und hinter diesem Loch befindet sich der Abfallhaufen von Gärtner Dahler in Riehen. Jeden Samstag werden dort faule Orangen abgeladen. Obwohl meine Mutter schimpft, fischen wir mit Stöcken die Orangen zu uns herüber, und die meisten kann man noch essen. D’Schwiizer sinn verschläckt, di ässe no lang nit alles, sagt Rudi. Das isch unser Glück.

Zue unserem Glück hät ghört, dass mir amig, e ganze Schwarm Chinder, zämme mit einre Muetter, de Nochberi vo unte dra im Mietsblock, vo Lörrechs Nordschtadt us, uf Rieche abe gvelölet sin, als de Bahnlinie nooch. Mer hän dört Mehl un Zucker poschtet, Teigwaren un Brot, Schocki un Kaffi -allewiil e Päckli meh as erlaubt, wo mer däno vornen im Latz vo de Lederhose zruck über d Grenze gschmugglet hän. E paradiisische Duft, wo amig no lang in de Hose hängge bliben isch.

Mer hän zum Glück entfernti Verwandti un noochi Bekannti gha in de Schwiiz, un für uns sin die alli riich gsi un öbbis Bsunderigs, well die jo de Chrieg nit mitgmacht gha hän, de Chrieg nit verlore hän un am Chrieg nit tschuld gsi sin. Für uns Chinder sin d Schwiizer Vorbilder gsi, die wo ämmel allewiil alles richtig gmacht gha hän. Drum isch s au nit meh as grecht gsi, dass si in dem Parediis Schwiiz hän dörfe läbe, mir aber nit. Un was die Schwiizer amig für Gschenkli mitbrocht hän, wenn si doch emool übere choo sin zue uns: Schokelad, Messmocke, echti Fränkli us echtem Silber: e Einer, e Zweier, jo eimool sogar e Fünfliber für jede vo uns. Mer hän en ufghebt für d Notziite, wo sicher bal emool wider choo wotte in dem Chalte Chrieg.

Mi Muetter Klärli un mi Vatter, de Mundart-Dichter Gerhard Jung, hän oft no mim e Lüüchten in ihre Auge vom große Hebelfescht am 11. Mai 1947 verzellt, wo öbbe zwanzig- tausig Schwiizer über die grad früsch ufgmachti Grenze durechoo sin uf Lörrech, go mit ungfähr dopplet so viile Dütsche im Geischt vom Johann Peter Hebel de Fride un d menschlichi Gmeinschaft z fiire. Un was si alles mitbrocht hän als Bhaltis! Die Unterschtützig un des Einigkeitsgfüehl über d Grenzen ewäck hät viilene bi uns Muet gää un Zueversicht für besseri Zite.

E ganz großi Rolle bi dem schnelle wider Zuenenandfinde hät sicher de gmeinsami Dialekt gschpilt, dä wo mer bi uns sit em Hebel Alemannisch nennt un bi euch halt Schwiizerdütsch. E Dialekt, wo vom Elsiss bis ins Vorarlberg, vom Mittelbadische bis ins Wallis gschwätzt wird, natürli mit dütliche Unterschid in de Ortsmundarte. Aber s Baseldütsch un s Wisetäler Alemannisch lige so nooch binenand, dass mer mi scho z Züri für e Basler haltet un in unsem Friiberg im Breisgau für e Schwiizer. Des hät übrigens großi Vorteil für uns. I gib s zue. Wenn i mi in de Ferie amig neume für e Horde jungi, unghobleti Dütsche ha fremdschämme müeße, han i gsait, i bi e Schwiizer. Un ha des au so gschpüürt. Als Alemann bin i do im e Schwiizer viil nööcher als im e Berliner zum Bischpil. Au wenn ii emool selber neumen e bizz über d Sträng gschla ha, bin i eifach Schwiizer gsi, un mer hät mer alles liicht verziehe. „Jo denn, e Schwiizer, alles klar!“ Wie mänkmool chäst s mi aber au aa, wenn bi uns Schwiizerwitz verzellt werde, zum Bischpil die über d Berner, wo so langsam schwätze täte. Jo, tue i des nit au? Langsam schwätze? Au mir Alemanne do äne vom Rhy denke doch schneller als mer schwätze. Aber wott i des eigentlich umgchehrt ha? Schneller schwätze als denke? Jo Pfiffedeckel, ehnder nit!

Aber im Ernscht: De Dialekt isch e ganz e großis Gmeinsamis über d Grenzen eweg, stercher als die gmeinsami Gschicht, Habsburger hi oder her, wo doch sit em Napoleon vor bal 220 Johr e ehnder trennti Gschicht isch. Un mir vo änen am Rhy freuen is über jede Iisatz do in de Schwiiz, wo s alltäglichi Bruuche vom Dialekt sterkt. Die gmeinsami Schriftsprooch bruucht, zmindescht bi uns, kei Sterkig meh gege de Dialekt, högschtens no gege des gedankelosi Denglisch, wo mer übrigens au do bi euch mänggmool d Zeechenegel chrüüselet. Für unsi gmeinami Sprooch bruucht s kei gmeinsamis Rahmenabkommen, die isch eifach no doo. Un au bi uns merkt mer so notisno, dass die Iiteilig in hoochi Hochschprooch un nidere Dialekt e dummis Vorurteil isch. Un au doo chönnte mir vo de Schwiiz lehre, wo vom Dütsch nit als Hochschprooch schwätzt, sondern des als Schriftschprooch bezeichnet. Un lengscht chennt mer au bi uns die Untersuechige, wo noochwiise, dass Chind, wo zweischproochig ufwachse, -gern mit Dialekt und Schriftschprooch-, scho so früeihj des Sproochegumpis im Hirni hän, des code switching, dass ne s Sproochelehre spööter viil liichter fallt. Un was git s nit au für e großartigi Mundart-Literatur in unsem gmeinsame Dialektgebiet. Scho de Hebel mit siine 1803 veröffentlichte Alemannische Gedicht isch uf de Schultere vo hochintressante Basler Mundartdichter gschtande. Un sither hät jedi Zit bi uns un au do bi euch ihri Ineichen, Breitenstein, Haemmerli-Marti, Gfeller, Loosli, Paul Haller, Kurt Marti, Julian Dillier, Franz Hohler, Pedro Lenz oder Andreas Neeser gha, un viili gueti mehr. Un au doo chönnte mir öbbis vo de Schwiiz lehre. D Mundartliteratur in alle vier Schwiizer Sproochgebiet isch wie de Dialekt selber wiit hööcher gschätzt als bi uns im Dütsche unsi.

Un überhaupt d Kultur. Die Breiti un die Tiefi wie in de Schwiiz Kultur gförderet wird, die chenn i numme no vo Norwege. Dass in de Schwiiz gueti Künschtler au guet lebe chönne, -sofern si die notwendige Förderigsaaträg stelle-, des find i selbschtverschtändlich un richtig für e Kulturnation. Wo s do bi euch fließt, do tröpfelet s grad emool bi uns.

I will nomool zruck choo zue minre eigne Biografii un zue mim Verhältnis zum Paradiis Schwiiz. So mit der Zit hät des rosaroti Bild mit em Schwiizer Chrüz in de Mitti din scho au siini dunkle Flecke kriegt. Mim Zittigsläse, mim Gschichtsunterricht in de Schuel, mim Aaluege vo historische Film isch mer uf eimool vertraut gmacht worde mit Begriff wie Nazigold un Kunschthandel, un mit Sache, wo passiert sin: Abwiise vo Flüchtling, Zruckschicke vo jüdischgläubige Mensche, Iirichte vo Internierigslager un spöter däno wider mit Begriff wie Bankgheimnis, noochrichtelose Vermöge, Fischenaffäre un un un. D Fahne hät rueßigi Löcher driibrennt kriegt, un ii ha agfange e bizzi nüechtermer über d Grenze z luege. Han i no als Jugendliche nit verschtoh chönne, wie mer e dütschi Flagge schwenke un d Nazionalhymne mitsinge cha, ha aber verschtande, dass jedis Hüttli im e Schwiizer Schrebergärtli stolz si Fähnli vornedra in Wind iinehängge tuet, so hät sich doch so noch un noch un grundsätzlich mi Skepsis gege allis un jedis überdütlich Nazionali gwendet, vor allem wenn zum Umarme vo de Eigene s Wegschtoße vo de andere ghört.

I ha des selber emool ganz schreeg am e 1. Auguscht nit wiit vo do erlebt. Mir hän argentinischi Fründ z Bsuech gha, sin Bootli gfahre mit ene uf em Rhii un hän zletscht z Stei aagchehrt go Fisch esse un Feldschlössli trinke, wie sich s für die Iiheimische ghört am Nazionalfiirtig, hän ummegchalberet, däno s Füürwerk aagluegt un e Freud gha drab. Zletscht isch mer in Sinn choo, ass im Boot non e chüehlis „Tannezäpfli“, son e feinis Schwarzwälder Pils, uf mi warte tuet. I ha s trunke, un des hetti fascht e Chrieg usglöst. Zerscht han i gar nit verschtande, was de eltri Maa, wo do mit zwei stumme asiatische Fraue neben is ghockt isch, an mi ane schimpft. So öbbis wie: typisch Sauschwoobe, chömme uns go s Füürwerk stehle, mache sich breit un zahle nüt däfür, suffe sogar no s mitbrochti Bier, die Drecksschwobe, die… un so wiiter un so furt, in ei Loch iine. Nit emool erkläre han i mi dürfe un mi Fehler zuegää. Gange si mer halt, un i ha gschpürt, wie wiit ewägg ufeimool d Nochbere doch no chönne sii.

Un däno hät mer mi Fründ, de Riechemer Dichter Robert Karch verzellt, er sig wege Wehrdienschtverweigrig über e Johr im Gfängnis gchockt. Un däno hät Züri brennt, un irgendwenn sin d Fisch ab de Sandoz z Schwiizerhall buuchobe gschwumme. Worum rüehr i in all däne Wunde? Villicht well i zeige will, wie mi unrealischtischis Schwiizbild vom Parediis so langsam gerdet worden isch, uf Augehööchi mit mir, sodass i schwätze cha mit Ihne, mit euch, de Schwiizer, vo Mensch zue Mensch, ohni de dütschi gschichtlichi Rucksack uf em Buckel all zue arg z spüre.

Es stoht mir als Dütschem überhaupt nit aa, irgendöbbis do dra z kritisiere, wie mer in de Schwiz lebt un wie mer si Gmeiwese organisiert. Des dörfe andri mache, wo zue de Eidgnosseschaft däzueghöre un besser Bscheid wüsse as wien ich. Wohl jede vo Ihne chennt d 1. Auguscht-Red vo 1957 vom Max Frisch, oder siini Rede zur Überfremdung vo 65 un 66, oder im Peter Bichsel si „Des Schweizers Schweiz“ oder im Dürrenmatt siine Rede zum Nazionalfiirdig oder die vom Peter von Matt. Dört isch scho alles gsait un gschwätzt. Un i ha alli Hochachtig vor däre nationale Selbschtkritik, wo eim, wien i as Dütsche weiß, e guet s Stuck wiiter bringt im Weg uf e humaneri Welt zue.

Ii stuun eifach, wie guet s Schwiizer direkt-demokratischi Syschtem trotz re gwiße Abnutzig all no funkzioniert, i ha alli Achtig vo de Schwiizer Unterschtützig bi internazionale Hilfsmaßnahme, wenn neume Not isch uf de Welt, i denk do nit numme, aber au, an s Roti Chrüz, d Weltgsundheits- un d Welthandelsorganisation, un wünsch mer, dass de Wille, zämme un mitnand für e gsünderi un fridlicheri Welt z schaffe, jedre Bürgeri un jedem Bürger in de Eidgnosseschaft wichtig blibt. I tät mer im Zentrum vo Europa no meh Zämmehalt un Zämmearbet über d Grenzen ewegg wünsche, do im Chleine wie im Große. Dass die junge Mensche studiere chönnte, wo s Ihne guet dunkt, europawiit Stipendie kriege chönnte, dass d Handwerker ihri beschti Arbet ablifere chönnte, dass d Mensche sich begegne dürfte, über d Grenzen ewägg, ohni Schlagbäum uf de Stroß un ohni Schlagbäum im Hirni. So, wie mer s doo in de Vorbild-Doppelschtadt Laufeburg all wider probiert. No wäre mer wider e Schrittli nööcher am Parediis, doo in de Schwiiz un dört bi uns im große Nochberkanton.

Dankschön für s Zueloose, un Entschuldigung, wenn i mänkmool in s „Du“ un ins „Ihr“ iine gheiti bi, des isch de Nööchi gschuldet, won i bi mir spür. I gratulir Ihne un de ganze Schwiiz zum Nazionalfiirtig. Hebe Si s Beschti vo de Tradizione fescht un göhn si de Wandel wiiter mit, zuen re natürlichere un humanere Welt. Parediis ebbe.


Call a poem..

Geschrieben: 3. August 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

..oder: Lütt aa für e Gedicht!

Basler Poesie Telefon: 0041 61 721 02 05

In diesem Monat:

M. M. Jung


Markus Manfred Jung blickt auf seine Burgschreiberzeit zurück

Geschrieben: 28. Juli 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Der ehemalige Burgschreiber blickt zurück: «Laufenburg ist und bleibt einer meiner Lieblingsorte»

Er war weder Tourist noch Einheimischer. Und doch war er an den Laufenburgern rechts und links des Rheins ganz nah dran: Markus Manfred Jung – 2019 der erste Burgschreiber der Stadt. Zwei Jahre danach sagt er: «Die damals geknüpften Kontakte sind bis heute Bestandteil meines Lebens.»

Weiterlesen >>


Alemannische Mundart von und mit Markus Manfred Jung, aus seinem Buch: „Wenn i e Rebschtock wär“

Geschrieben: 11. Juni 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Alemannische Mundart von und mit Markus Manfred Jung, aus seinem Buch: „Wenn i e Rebschtock wär“, erschienen im Drey-Verlag. „De Luser“, „Land-Art“ und „Sproochbad. M.M. Jung ist Dichter und Schriftsteller aus Zell im Wiesental. Er schreibt Gedichte, Geschichten, Theaterstücke und Hörspiele in alemannischer Mundart und Hochdeutsch.

„Es geht in diesem sehr empfehlenswerten Buch auch um das Heimatland und um Europa, um Brauchtum und Sprache, um Johann Peter Hebel, das Elsass, Redewendungen, um das Paradies… ach, man kann wohl sagen: Es geht um so ziemlich alles, was uns Menschen in unserem kurzen Dasein beschäftigen kann. Ein Buch übers ganze Leben also, ein alemannisches Lebensbuch, wie es derzeit wohl nur Markus Manfred Jung schreiben kann.“ (aus einer Rezension von Klaus Isele)


Rezension zu „Wenn i e Rebstrock wär“

Geschrieben: 8. Juni 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Klaus Isele rezensiert in der „Aurora Literaris“ den „Rebstock“:

https://www.aurora-literaris.de/de/inhalte/show.php?id=139

Danke.

 


Wendelinus Wurth und Markus Manfred Jung im Dialektradio SRF1 20.5.2021 ab 21:03 Uhr

Geschrieben: 20. Mai 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Hier lang:

https://www.srf.ch/audio/dini-mundart-schnabelweid/alemannische-literatur-aus-suedbaden?id=11986694

Alemannische Literatur aus Südbaden

Dialektliteratur von ennet dem Rhein: Markus Manfred Jung aus dem Wiesental und Wendelinus Wurth aus dem Markgräflerland präsentieren kurze Prosatexte und Gedichte in ihren alemannischen Dialekten.


Die BZ und das Alemannische

Geschrieben: 14. Mai 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Hier findet sich eine Artikelsammlung:

https://sonderthemen.badische-zeitung.de/alemannisch-5-2021

Natürlich auch über MM Jung:

https://sonderthemen.badische-zeitung.de/markus-manfred-jung-wiesental-alemannischer-glossenband-135340

Manchmal wird gar Papier bedruckt:

Quelle: Badische Zeitung

 


Online-Lesung: Ausananda … zsomm u.a. mit Markus Manfred Jng

Geschrieben: 1. Mai 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Es lesen beim Salzburger Bildungswerk:

Markus Manfred Jung, Erwin Messmer, Birgit Rietzler, Josef Wittmann, Anneliese Zerlauth, Gerlinde Allmayer


Corona-Gedicht in „Das Gedicht“

Geschrieben: 21. Januar 2021 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Markus Manfred Jung

Corona

uf em Chöhlgarte
zwei Bänkli
dass Abschtand chasch halte

kei Flieger untrem Himmel
e Stilli
wo numme s Wischpere hörsch
vom Wind

Berg hinter Berg hinter Berg

de Horizont
vom e Dunschtschleier gchrönt

e Heiligeschii

Corona

auf dem Köhlgarten
zwei Bänkchen
damit du Abstand halten kannst

kein Flugzeug unter dem Himmel
eine Stille
wo du nur das Wispern hörst
vom Wind

Berg hinter Berg hinter Berg

der Horizont
von einem Dunstschleier gekrönt

ein Heiligenschein

 

© 2021 Markus Manfred Jung, Hohenegg, Kleines Wiesental
(Übersetzung aus dem Alemannischen durch den Autor)


Markus Manfred Jung, Wenn i e Rebschtock wär – mit Bildern von Bettina Bohn und einer CD

Geschrieben: 5. November 2020 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Markus Manfred Jung, Wenn i e Rebschtock wär – mit Bildern von Bettina Bohn und einer CD

Nach „E himmlischi Unterhaltig“ (1995), dem Einstiegsbuch des Drey-Verlags in seine herausgeberische Tätigkeit, nach „verruckt kommod“ (2001) und „gopaloni“ (2012) legt Markus Manfred Jung mit „Wenn i e Rebschtock wär“ seinen vierten alemannischen Prosaband vor. Er enthält die 83 interessantesten Mundart-Glossen und Satiren, die in den vergangenen acht Jahren in der Badischen Zeitung unter der Rubrik „Lueginsland“ erschienen sind und außerdem ein Essay, der sich mit dem heutigen Status von Dialekt und Mundartliteratur beschäftigt: „Muetterschprooch un Vatterschprooch – Wie steht es um den Dialekt?“

Wie schon in „gopaloni“ liegt auch diesem Band eine CD bei, auf der viele der Geschichten in der Originalmundart, eingelesen vom Autor selbst, zu hören sind. Es empfiehlt sich, um sich in die Schreibweise des Dialekts leicht einlesen zu können, beim Hören einiger Geschichten mitzulesen. Illustriert ist der Band mit 7 Portraits alter Menschen, zumeist aus dem Kleinen Wiesental, gemalt oder gezeichnet von Bettina Bohn.

„Bei allen Themen gelingt es dem Autor, die schwer fassbare Welt der Abstraktionen im fruchtbaren Boden des Konkreten zu verankern… Das macht die Texte lebensnah und authentisch.“ Michael Baas

Markus Manfred Jung, Wenn i e Rebschtock wär, Glossen und ein Essay, mit CD, bebildert von Bettina Bohn, Drey-Verlag, Gutach, 2020, 105 Seiten, 22.- €