Theaterstück „Strom“ hat in Herrischried Premiere
Geschrieben: 23. Juli 2018 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Schauspieler stehen schon unter Strom
Geschrieben: 6. Juli 2018 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Quelle, mit Erlaubnis übernommen:
http://www.badische-zeitung.de/herrischried/schauspieler-stehen-schon-unter-strom–154259367.html
Von Karin Steinebrunner
Mi, 04. Juli 2018
Herrischried
Premiere des neuen Stücks von Markus Manfred Jung am kommenden Samstag auf dem Klausenhof rückt immer näher.
HERRISCHRIED. „Strom“, das neue Schauspiel aus der Feder von Mundartdichter Markus Manfred Jung, auf der Bühne realisiert durch die Truppe der Freilichtbühne Klausenhof, ist auf der Zielgeraden angelangt. Am Samstag, 7. Juli, um 19 Uhr, ist, so der Wettergott mitspielt, Premiere am Klausenhof in Herrischried-Großherrischwand. Rund 35 erwachsene Darsteller, dazu etliche Kinder, haben sich in zahlreichen Proben mit Regisseur Gotthard Jost und unter der Gesamtleitung von Yvonne Fischer-Lueg darauf vorbereitet.
„Strom“, im Original mit dem griechischen Omega, dem Zeichen für den elektrischen Widerstand, geschrieben, ist die Geschichte der Elektrifizierung auf dem Hotzenwald. So lautet auch der Untertitel des Stücks „Wie der Strom auf den Wald kam“. Dass das nicht reibungslos abging, kann man sich denken, sollte doch zur Stromerzeugung die Wasserkraft der Hotzenwälder Murg genutzt werden. Die aber war seit alters her dank kunstvoll angelegter Bewässerungskanäle, der Wuhre, als Tau- und Bewässerungsquelle für die Wiesen und als Antriebskraft in kleinen Gewerbebetrieben wie Sägen, Schmieden oder Mühlen in Gebrauch. Bei einer weiteren Nutzung fürchteten die Hotzenwälder entsprechend den Verlust ihres kostbaren Wassers.
Auch was die Elektrizität mit dem Wasser, den Fischen, ja sogar ihnen selbst anstellen würde, war etlichen Waldbewohnern unheimlich, wenn nicht gar unvorhersehbar katastrophal. Würde die Elektrifizierung nicht am Ende Gottes Schöpfung auf den Kopf stellen, die Nacht, die Gott doch wohl mit Bedacht geschaffen hatte, zum Tag umwandeln? Andererseits wurden Arbeitsplätze auf dem kargen Wald dringend gebraucht, und die Elektrifizierung versprach diese Arbeitsplätze zu sichern und weitere zu schaffen, sowohl durch den Strom für die Webstühle der Heimweber als auch durch die Möglichkeit, die Weberei auf dem Wald industriell aufzurüsten.
Das Stück von Markus Manfred Jung zeigt die Chancen und die Problematik der Elektrifizierung in der direkten Konfrontation der unterschiedlichen Meinungen innerhalb der Bevölkerung, aber auch die zwischen den offiziellen Parteien geführten Verhandlungen, die letztlich auch in der historischen Realität zu einem für alle Betroffenen gangbaren Ergebnis führten.
Dabei bedient sich der Autor in der schon aus früheren für die Klausenhoftruppe entstandenen Stücken bewährten Manier der exemplarischen Darstellung kontrastierender markanter Charaktere, setzt derben Humor und raue Worte neben beinahe wissenschaftliche Exkurse, kurz: Er bietet ein überaus lebendiges, bunt schillerndes Kaleidoskop der Zeit. Darin nicht fehlen dürfen natürlich auch die beliebten Schulszenen, in denen Kindermund, die Gespräche der Erwachsenen nachahmend, ganz nebenbei dem Zuschauer neue Erkenntnisse liefert. Und auch die Wirtshausszenen sind ein Muss, spielten sich doch Diskussionen und Verhandlungen auch historisch betrachtet tatsächlich zumeist dort ab. Kein Schauspiel ohne Beziehungsdrama. Ferdinand Faller, Fabrikant aus Zell im Wiesental und Vorreiter der Elektrifizierung, verliebt sich in Johanna, die älteste Tochter des Herrischrieder Bürgermeisters Peter Matt. Das missfällt Gerwig Gottstein, dem Sohn eines Sägewerkbetreibers, der ebenfalls ein Auge auf Johanna geworfen hat und ihr seine Absichten deutlich zu verstehen gibt. Gemeinsam mit seinem Vater kämpft er auch in Sachen Strom gegen seinen Rivalen an.
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Theater mit Decken
Die Aufführungen der Klausenhoffestspiele 2018 mit dem Schauspiel „Strom“ von Markus Manfred Jung finden statt vom 7. bis 29. Juli, jeweils Samstag und Sonntag, Vorstellungsbeginn samstags 19 Uhr, sonntags 18 Uhr. Karten sind erhältlich am Klausenhofkiosk, bei der Tourist-Information Herrischried sowie über Reservix, die Anmeldung von Gutscheinkarten läuft über die Homepage der Freilichtbühne, ebenso wie die Schaltung der Ansage, ob bei zweifelhaftem Wetter gespielt wird, zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. Wie gewohnt gibt es gleichzeitig auch ein aktuelles Wettertelefon unter Tel. 07764/9337490. Die Veranstalter weisen zudem darauf hin, dass es abends auf rund 900 Metern Höhe schnell abkühlt, weshalb die Zuschauer gebeten werden, sich ausreichend mit warmer Kleidung und gegebenenfalls zusätzlich mit Decken auszurüsten.
Eine Erinnerung an den großen Dichter Giovanni Nadiani und dessen Buch im Drey-Verlag,
Geschrieben: 20. Februar 2018 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »
30. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt vom 23. bis 25. März 2018
Geschrieben: 6. Februar 2018 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Liebe Freundinnen und Freunde der internationalen Mund-Art Kultur,
wir möchten euch herzlich zur 30. Auflage der Internationalen Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt einladen. Renommierte Autorinnen und Autoren aus sechs unterschiedlichen Dialekträumen diskutieren miteinander und arbeiten in der Werkstatt (Stadtbibliothek Schopfheim) an ihren Texten zum Thema „Über alli Grenze – Grenzen überschreiten“. Interessierte ZuhörerInnen sind dazu eingeladen, aber besonders natürlich zu den Öffentlichen Auftritten, Lesung mit Liedermacherprogramm. Diese sind am
Freitag, 23.03.2018: in Weil am Rhein (20h00) im „Stapflehus“, Altweil, am Lindenplatz.
Samstag, 24.03.2018: in Schopfheim (20h00) in „Sankt Agathen“, Schopfheim-Fahrnau, Hauptstr. 257
Sonntag, 25.03.2018: in Basel (11h00), Allgemeine Lesegesellschaft Münsterplatz 8, direkt neben dem Münster
Die Teilnehmer sind: Dr. Hans Dieter Mairinger aus Linz/Österreich, Elfi Neubauer-Theis aus Neckarbischofsheim mit nordbadischem Fränkisch, Rolf Pressburger, Schwäbischer Liedermacher aus Backnang, Albert Strickler mit Elsässer-Alemannisch aus Sesenheim/Frankreich, Berta Thurnherr-Spirig aus Diepoldsau/Schweiz, dazu ich, Markus Manfred Jung. Als Moderator begleitet uns mein Freund und Kollege Volker Habermaier, Schwabe von Herkunft. Also international, wie gewohnt.
Markus Manfred Jung und Volker Habermaier
Federeliicht im Skimuseum – Markus Manfred Jung und Uli Führe sorgen für ein besonderes Hörerlebnis.
Geschrieben: 21. September 2017 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Presse | Keine Kommentare »Quelle: Badische Zeitung, veröffentlichung mit Genehmigung des Autorin Helle Trede
Federeliicht im Skimuseum
Markus Manfred Jung und Uli Führe sorgen für ein besonderes Hörerlebnis.
HINTERZARTEN. Es gibt noch Schätze im Schwarzwald, man muss sie nur finden. Der Leiter des Schwarzwälder Skimuseums, Alfred Faller, hieß ein volles Haus willkommen, um zwei regionale Künstler von höchster Qualität und Sensibilität vorzustellen. Uli Führe, Musiker, Hochschullehrer und Dichter, und Markus Manfred Jung, bekannter Mundartdichter, Lehrer am Gymi z’ Schopfe und Sprecher dieses einmaligen Dialekts.
Was würde besser in dieses 300 Jahre alte Haus passen! Wie viel von dieser schönen Sprache schläft noch zwischen den alten Balken und wird hervorgezaubert; beispielsweise im Gedicht von Markus Manfred Jung, das dem Abend den Titel verlieh, und vertont von Uli Führe:
Federeliicht
au mi
hät er verführt
de wind
dä wolketrieber
wo federeliicht fingerlet
im fine hoor
vo dir
Führe entlockt der Mandoline den Wind wie Harfentöne und entfaltet sogleich seine Stimme im kraftvollen Zupacken bis hin zu den feinen Fäden.
Führes Vertonungen leben fernab unserer Hörgewohnheiten; und er entfaltet mit seinem Instrumentarium: E-Bass, Gambe, Mandoline, Gitarre, seiner Stimme und der Looperstation wahre Feuerwerke; technisch hochgerüstet ist seine Ausstattung, die sich das alte Haus gefallen lassen muss, und die sich einfügt in jede Zeit. Führe gibt einen Teil seiner Kompositionen in den Looper, singt und speist auch den Gesang in die Station, lässt die Mischung zu sich zurückkommen, so, als fordere sie ihn heraus – tut sie ja auch – es ist ein Gespräch – Führe redet mit dem Looper – es scheint so, als erschrecke er manchmal vor dem, was ihm da entgegenkommt, aber problemlos sind seine Antworten. Und der Kommentar des Freundes Markus Manfred Jung: „So, des isch jetzt de Uli Führe Chor gsi“. Es trügt nicht der Eindruck, als entstünden die Lieder gerade jetzt, hier, im Museum.
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Markus Manfred Jung steht lächelnd daneben: „Wir treffen uns ja vorher und legen fest, was wir machen wollen, aber oft kommt dann was ganz anderes heraus – das macht den Abend spannend, und so haben Sie gerade eine Uraufführung gehört“. Wovon es an diesem Abend noch mehr geben wird. Die beiden Künstler sind perfekt aufeinander eingespielt.
In unruhigen Zeiten wie diesen, ist es wohltuend auf die Wurzeln einzelner Wörter hingeführt zu werden. Markus Manfred Jung tut das mehrfach – man hat das Gefühl, er wohnt geradezu in seinem Wiesentäler Dialekt. Dann sagt er: „Mängmol kaie eim do d’ Wörter so zue, man muss sie nur auflesen.“
Wenn Jung zum Beispiel eines seiner Gedichte ins Hochdeutsche übersetzt, merkt man den Unterschied – es fehlt etwas. Es ist wie ohne Wurzeln sein – während das Wiesentäler Alemannisch einen beheimatet. Dazu sagt Jung, dass die Menschen und die Räume sehr wichtig seien. Erst dann können sie zur „Hochform“ auflaufen, und es sei ein Glück gewesen, dass sie einander entdeckt hätten:
„I bin ins glück
gheit
glücksfall
zuefällig halt
hebschs uf un
hebe mer is
hebts“
Die gegenseitige Wertschätzung ist allenthalben zu spüren.
Im zweiten Teil des Abends wird es persönlich. Wenn etwa Führe seinem Sohn ein Lied widmet, Diesem „trotz allem wunderbaren Mann“ oder seine Tochter ihm Tipps zur Partnerwahl erteilt, oder wenn er die “ Sekte mit den gesenkten Köpfen“ beschreibt und mit dem Handy eines Besuchers demonstriert, wie Menschen im Zeitalter der Handys „wandern durch Häuser und Straßen / sind in Trance / keine Chance“
Und wieder springt Führe ein Wort aus Jungs Gedicht in den Mund und entwickelt einen ganz eigenen Gesang über lange Strecken: „z’spot“ zum Beispiel. Da gibt es kein Halten mehr. Oder beim Wort „Strandhafertanz“. Das Publikum ist inzwischen elektrisiert und singt mit. Was mag da noch kommen, fragt man sich.
Ein Abend, tiefsinnig, Heiter, bewegend und unterhaltend. Jeder, da darf man sich sicher sein, hat alles verstanden und kann das jetzt mit sich herumtragen und weitersagen. Was für ein Glück, denkt man, dass wir so einen “ Schatz“ bei uns finden können.
29. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt vom 07. bis 09. April 2017
Geschrieben: 17. Februar 2017 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »29. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt vom 07. bis 09. April 2017
Thema: Wo beginnst du – Heimat – wo endest du?
Die Teilnehmer: Dr. Hans Dieter Meiringer aus Linz, Österreich, mit Oberösterreichisch, Angelika Polak-Pollhammer aus Imst, Österreich, mit Tirolerisch, Barbara Stern aus dem Elsass in Frankreich, die Tochter von Sylvie Reff-Stern, die bei der 1. Mund-Art Literatur-Werkstatt vor 27 Jahren zu Gast gewesen war, Hans Jürg Zingg, Schweiz, mit Bäärndütsch und der portugiesisch-alemannische Liedermacher Marco Pereira aus Wolfach mit Alemannisch, dazu Markus Manfred Jung als Autor und Organisator. Als Moderator fungiert Volker Habermaier, Schwabe von Herkunft.
Öffentliche Lesungen:
07.04.2017, 20h00, „Stapflehus“, Altweil, Weil am Rhein
08.04.2017, 20h00, „Sankt Agathen“, Schopfheim-Fahrnau
09.04.2017, 11h00, „Allgemeine Lesegesellschaft“, Münsterplatz, Basel/CH2
[fällt aus] Freilichtspiel: „Walther von Klingen“ von Markus Manfred Jung
Geschrieben: 16. Februar 2017 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Freilichtspiele Wehr auf dem Schlössle, Wehr, Südbaden
Regie: Annette Hufschmidt
Aufführungstermine: Sa.: 24.06.2017 (19h00), So.: 25.06.2017 (18h00)
Fr. u. Sa.: 30.06. und 01.07. 2017 (19h00), So.: 02.07.2017 (18h00)
Fr., Sa., So.: 07., 08., 09.07. wie oben
Ausweichwochenende bei schlechter Witterung: 14.-16.07.2017
Pressestimme: Charmanter Kinder-Klassiker – jetzt in Alemannisch — Die Oberbadische
Geschrieben: 9. Mai 2016 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Presse | Keine Kommentare »Pressestimme: Charmanter Kinder-Klassiker – jetzt in Alemannisch — Die Oberbadische, 07.05.2016
Die Oberbadische
Von Gabriele Hauger / Übernhame it Genehmigung.
Regio. Es gibt Kinderbilderbücher, die überstehen jegliche Mode- und Stilrichtungen und haben offensichtlich einen solchen Reiz, dass sie über Generationen hinweg ihre jungen Leser faszinieren. Neben der bekannten „Häschenschule“, dem „Struwelpeter“ oder „Max und Moritz“ gehört auch Sibylle von Olfers’ heiter-naives Werk „Etwas von den Wurzelkindern“ zu diesen Klassikern. Die Verse, die die Natur in vermenschlichter Gestalt zeigen, mit herzigen und nostalgisch anmutenden Bildern der 1881 geborenen Autorin ergänzt, wurden nun vom Autor und Übersetzer Markus Manfred Jung ins Alemannische übertragen. Titel: „Öbbis vo de Wurzlechinder“. Die Autorin des Kinderbuchs Sibylle von Olfers wurde auf Schloss Metgethen in Ostpreußen geboren, wie man dem Nachwort der neuen Ausgabe von Walter Sauer entnehmen kann. Sie zog mit 17 Jahren zu ihrer Tante nach Berlin, die früh ihre zeichnerische Begabung erkannt und gefördert hatte. Sibylle war ein frommes Mädchen und trat mit 24 Jahren in den Orden der Schwestern von der Heiligen Elisabeth ein, der sie 1905 als Schulschwester nach Lübeck schickte. Sicherlich war dies eine Initialzündung für sie, erstmals ein Kinderbuch herauszugeben: „Was Marilenchen erlebte“. Darin erfährt ein kleines Mädchen auf poetische Weise vom Reich der Schneeflockenkinder. Es erschien 1905, und mit ihm erreichte Sibylle von Olfers bereits einen beachtlichen Erfolg. Es folgten acht weitere Bücher, die sie selbst schrieb und illustrierte, darunter die Wurzelkinder (1906) mit ihrer Stimmung der Geborgenheit. Darin schildert sie Geschichten der in der mütterlichen Erde lebenden fleißigen Wurzelkinder, die sich spielerisch entwickeln, kleine Abenteuer in schöner Natur erleben und am Ende wieder freudig zur Mutter Erde zurückkehren. Mit nur 34 Jahren verstarb Sibylle von Olfers. 100 Jahre ist das nun her, ein Datum, das auch als Anlass verstanden werden kann, die Sprache und zeichnerische Qualität der Autorin durch eine Neuauflage zu würdigen – diesmal eben in Alemannisch. Es ist die erste Dialekt-Version des Kinderbuchs. Als Vorlage diente ein Exemplar, das noch die originalen Jugendstil-Illustrationen aufweist. Mit großer sprachlicher Sensibilität hat sich Markus Manfred Jung an die Dialekt-Übertragung des Textes gemacht und als Verständnishilfe ein Glossar angehängt, das mit Übersetzungshilfen wie „Chaib“ (Lausejunge), „Mattebördli“ (Wiesenrain) oder „Pfuus“ (Schlaf) weiterhilft. Wie Jung in seinem Nachwort verrät, war ihm die Herausforderung durchaus bewusst, diese „bildmächtige Allegorie“ vom Hochdeutschen so ins Alemannische zu übertragen, dass nichts verfälscht, die Originalität nicht beeinträchtigt wird. Ein paar Freiheiten hat er sich erlaubt. So ermöglicht der Dialekt mit seiner Endverschleifung von Wörtern (ich gehe – i gang) beispeilsweise Verkürzungen, so dass Jung mehr Gehalt in manche Verse legen konnte. Außerdem setzte er inhaltlich einige neue Schwerpunkte – inspiriert von den Bildern. In jedem Fall regt die neue Ausgabe dazu an, sich den herzerwärmend emsigen Wurzelkindern – auch als Erwachsener – erneut zu widmen, vielleicht sogar parallel Original- und Dialektversion zu lesen. Dabei wird die schön gestaltete Neuausgabe mit ihrem sprachlichen Charme überzeugen.n „Öbbis vo de Wurzlechinder, Sibylle von Olfers, Ins Alemannische übretrait von Markus Manfred Jung, Edition Tintenfass, 2016, ISBN 978-3-946190-13-4
Mit dem Dialekt näher dran an den Menschen- Sechs Autorinnen und Autoren aus vier Ländern beteiligten an der 28. Ausgabe der internationalen Schopfheimer Mund-Art-Literaturwerkstatt zum Thema Flucht
Geschrieben: 1. April 2016 | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare ».
Beim Klettern ist es wie beim Schreiben, sagt die österreichische Lyrikerin Birgit Rietzler, die in ihrer Freizeit gerne klettert: Jeder Schritt und jedes Wort muss genau überlegt sein. Dieser sorgsame Umgang mit der Sprache gilt auch und besonders für das Schreiben in Mundart, wie sich bei der 28. Ausgabe der Internationalen Schopfheimer Mund-Art-Literaturwerkstatt wieder einmal zeigte.
Sechs Autorinnen und Autoren aus vier Ländern machten sich Gedanken über das Werkstattthema: Sprache – Fluchtpunkt – Sprache. Ist das Dichten in Mundart eine Flucht vor der gängigen Schriftsprache? Und wie setzen sich Mundartautoren mit dem Thema Flucht auseinander? Beides klang bei der Lesung in St. Agathe in Schopfheim an, die Moderator Volker Habermaier mit weit reichenden Gedanken über die aktuellen Kriege, die Flüchtlingsschicksale, die Meinungslage in Deutschland zwischen „Wir schaffen das!“ und „Grenzen zu!“ eröffnete. Die von Habermaier wunderbar persönlich vorgestellten Autorinnen und Autoren machten mit ihren Gedichten und Prosatexten deutlich, dass sich im Dialekt genauso gut über das Leben und die drängenden Themen der Zeit schreiben lässt wie in der Hochsprache, ja sogar individueller, weil näher dran am Menschen.
Birgit Rietzler las ihren Beitrag „Saida und i“, feinfühlige Geschichte über den Besuch bei einer Asylantin, die Deutsch lernen will in einem Dorf, in dem sich die Leute das Maul über Ausländer zerreißen. Max Faistauer, der „Doyen der Salzburger Mundartliteratur“, hat in seinem Text die Sprachen, mit denen ein syrischer Flüchtling auf seiner langen Flucht bis nach Salzburg konfrontiert wird, collageartig verwoben: Grußformeln, kurze Sätze in Arabisch, Türkisch, Griechisch, Serbokroatisch, Österreichisch. Heiko Gauert aus der Nähe von Eckernförde erzählt in seiner in Plattdeutsch verfassten Geschichte „Tweireten“ (Zerrissen) von einem Mann, der durch eine Fassbombe aus seiner Heimat vertrieben wird, und auf der Flucht Stimmen hört, die er nur als Summen wahrnimmt. Eindringliche Texte über Menschen auf der Flucht.
Für die Zuhörer war es spannend, sich auf die verschiedenen Sprachfelder zu begeben, sich ungewohnte Dialekte wie plattdeutsch oder pinzgauerisch über den Sprachklang zu erschließen. „Ihr Beifall bestätigt mir, dass die meisten das Meiste verstanden haben“, sagte Max Faistauer nach seinem Text „An Grabn grabn“, in dem er beschreibt, wie die alltäglichen Probleme die globalen glatt verdrängen. Der Österreicher beeindruckt auch mit Kehlkopfakrobatik und knappen Gedichten, in denen er das Leben in all seinen Facetten hochkonzentriert erfasst. So wie in dem Titelgedicht aus dem Band „Oiss gsagg“: „Nix gredt und doh oiss gsagg“. Heiko Gauert, sein Kollege aus dem Norden, hatte die Kurzgeschichte „Dat segg ik ok al jümmers“ (Ich sag das auch immer) aus dem NDR-Wettbewerb „Erzähl doch mal“ im Manuskriptgepäck. Darin geht es um eine Frau, die mit einer anderen Frau ein Problem besprechen möchte, aber nicht zu Wort kommt.
Vertraut für hiesige Ohren klang das Baseldütsch der Liedermacherin, Sängerin und Poetin Jacqueline Schlegel. Ihre Chansons haben Kraft, Trotz und Verve und eine wunderbare Mischung aus Humor und Ernst. So sang sie mit leidenschaftlicher Stimme ein Minnelied aus Sicht der Frau von heute und nahm in ihrem „Crashkurs in Selbstmitleid“ Schwärmerei, Sehnsucht und Liebeskummer von der witzig-selbstironischen Seite. Mitreißend singt sie von der Sehnsucht nach fremden Ländern, Gerüchen und Welten. Ihr Lied über eine Fahrradfahrt durch einen nächtlichen Wald steigert sich zu atemloser Dramatik.
In menschliche Abgründe ließ der elsässische Gast Pierre Kretz blicken, der Auszüge aus seinem Buch „Ich ben a beesi Frau“ las. In diesem Prosa-Monolog einer bösen Frau offenbart sich erst nach und nach, warum die Ich-Erzählerin so hart und feindselig geworden ist und das Grab ihres Mannes verwildern lässt. Der Straßburger Autor, der auch Romane und Theaterstücke schreibt, packt die Zuhörer mit den Geständnissen einer Frau, deren Herz „schon lange leer ist“.
Werkstattleiter Markus Manfred Jung nahm sich sensibler Themen wie Asyl, Flucht, Verantwortung, Älterwerden und Vergänglichkeit an und machte hörbar, wie komprimiert, komplex und sprachlich ausgefeilt er diese Gedanken über Leben und Tod in alemannischer Mundartlyrik reflektiert. In „S’Lebe“ vergleicht er das Leben mit einem Kartenspiel: „Gege de Tod chasch nit gwinne“.
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mit frdl Genehmigung der BZ.
Mundart im Stapflehus – Der Auftakt zur Mund-Art-Literatur-Werkstatt findet zum 28. Mal in Weil am Rhein statt.
Geschrieben: | Autor: oliverg | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »Mundart im Stapflehus
Der Auftakt zur Mund-Art-Literatur-Werkstatt
WEIL AM RHEIN (BZ). Schon zum 28. Mal treffen sich die Freunde literarischer Mundartdichtung in der Region. Die „Internationale Mund-Art-Literatur-Werkstatt“ findet vom 18. bis 20. März wieder im gewohnten Rahmen statt. Erste öffentliche Lesung ist auf Einladung des Weiler Kulturamtes schon traditionell am Freitag, 18. März, um 20 Uhr im Stapflehus in Altweil.
Nach der Werkstattarbeit in der Stadtbibliothek in Schopfheim am Samstag zum Thema „Sprache, Fluchtpunkt, Sprache“ und dem Empfang beim Bürgermeister ist abends um 20 Uhr ein weiterer Auftritt in der Kirche Sankt Agathen, Schopfheim-Fahrnau. Ebenso treten die Autorinnen und Autoren wieder am Sonntag, 20. März, um 11 Uhr in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft Basel“, direkt neben dem Münster, auf. Es wird eine äußerst spannende Mischung von Dialekten zu hören sein, wenn zum Beispiel Heiko Gauert aus St. Peter Ording mit seinem nordniedersächsischen Plattdüütsch auf die junge Basler Liedermacherin Jacqueline Schlegel oder den aus den Vogesen stammenden Elsässer Pierre Kretz trifft. Sein „Mittelalemannisch“ im Vergleich zum Vorarlberger Alemannisch von Birgit Rietzler aus dem Bregenzerwald oder dem Wiesentäler Alemannisch von Markus Manfred Jung zu erleben, ist genauso spannend wie die lyrischen Dichtungen von Max Faistauer aus dem Salzburgerland. Der Eintritt im Altweiler Stapflehus ist frei.
Jacqueline Schlegel ist Liedermacherin, Sängerin, Poetin. Ihr Talent wurde ihr in die Wiege gelegt: Die Mutter ist Appenzellerin, die nicht nur singen, sondern tatsächlich auch Jodeln konnte. Temperament, Stimme und Singfreude kommen wohl von dieser Seite. Auf der Vater-Seite waren der Urgroßvater Poet, Komponist und Hotelier, der Großvater Kontrabassist und Musikkabarettist. Jacqueline Schlegel erkundet die Welt der Musik seit Kindheitstagen, hat an der Musikhochschule Luzern studiert, ist Mitglied der Akademie für Liedpoesie und Musik „Sago“, hat diverse Projekte in den Bereichen Chanson, Worldmusic, vor allem jiddisch und irisch, und Erzähltheater mitgestaltet und viele Lieder, Gedichte und Geschichten geschrieben.
Ihre aktuellen Programme umfassen magische Reisen durchs Hexenjahr mit Liedern, Legenden und Geschichten, Mundartchansons, Gedichte und Lieder zur stillen Nacht, süß-scharfe Liebesgeschichten und Lieder mit dem Erzähltheater Salaam.
Markus Manfred Jung, geboren 1954 in Zell im Wiesental, aufgewachsen in Lörrach, studierte Germanistik, Skandinavistik, Philosophie und Sport. Er schreibt Prosa, Lyrik, Theaterstücke und Hörspiele in Hochdeutsch und alemannischer Mundart. Er begründete 1989 mit Thomas Burth die „Internationale Schopfheimer Mund-Art-Literatur-Werkstatt“.
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Text mit frdl. Genehmiggung der BZ