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HEBEL-GEDENKPLAKETTE 2013 – Ein Freund des deutlichen Wortes

Geschrieben: 25. Mai 2013 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

[Mit frdl. Genehmigung der Badischen Zeitung / des Autors.]

05. Mai 2013 17:18 Uhr

Der neue Träger der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette heißt Markus Manfred Jung. Der Name des Preisträgers wurde beim Hebelabend am Samstag bekanntgegeben.
Bühne frei für Bettina Bohn, Preisträger Markus Manfred Jung, Mutter Klärli Jung undHAUSEN. Wie der Vater so der Sohn: Markus Manfred Jung erhielt am Samstagabend die Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette verliehen. Genau 40 Jahre nach seinem Vater Gerhard Jung hat nun dessen Sohn Markus Manfred am Hebelabend in der Hausener
Festhalle die ehrenvolle Auszeichnung entgegen nehmen dürfen. Markus Manfred Jung ist Mundart-Lyriker und Mitbegründer der Schopfheimer Mund-ArtLiteratur-Werkstatt.
Dem feierlichen Anlass entsprechend haben zahlreiche Mitwirkende die Zeremonie mit einem gefälligen Unterhaltungsprogramm bereichert. Die musikalische Einstimmung durch die Hebelmusik Hausen mit ihrem Dirigenten Jean-Christophe Naas war denn auch ein Auftakt nach Maß. Mit einem herzlichen Gottwilche hieß dann der Hausener Bürgermeister Martin Bühler die Besucher, darunter viele prominente Ehrengäste, willkommen. Die Bekanntgabe des neuen Plakettenträgers wurde allerdings bis zur Verleihung zurück gestellt.
So herrschte knisternde Spannung: Wer wird wohl die Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette diesmal bekommen? Bei den herzerfrischenden Volkstänzen der Vreneli und Hanseli von der Hausener Grundschule konnte man sich allerdings entspannt zurücklehnen und genießen. Gabi Kropf hatte die Choreographie mit den Kindern einstudiert. Da kam sogar Moderator Reinhard Seiberlich ins Schwärmen: Endlich habe man nach vielen Jahren Absenz wieder einen Volkstanz mit Kindern beim Hebelabend auf die Bühne gezaubert, meinte er euphorisch. Dazu passte im Anschluss die Liedauswahl des Hausener Gesamtchors unter der Leitung von Michael Brogle nahezu perfekt. „Oh Welt, du bist so schön“, jubilierten sie.
Blockflötenensemble steigert die Spannung
Dass die Schweizer Schriftstellerin Hilda Jauslin beim Vortag ihrer herrlichen Gedichte im Basler Dialekt hinter dem hohen Rednerpult auch zu sehen war, hatte man ihr spontan ein Bänkchen gebracht und sie damit förmlich aufs Podest gehoben. Als das Blockflötenensemble der Musikschule Mittleres Wiesental unter Leitung von Anita Waibel das Publikum mit seinen einschmeichelnden Melodien unterhielt, wusste man, dass die Plakettenverleihung unmittelbar darauf folgen würde. Bürgermeister Martin Bühler hatte den Namen des neuen Plakettenträgers Markus Manfred Jung noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da brandete schon herzlicher
Beifall auf.
Es war schon fast selbstverständlich, dass ein Freund und Weggefährte von Markus Manfred Jung dessen Wesen und Wirken in einer Laudatio würdigte: Volker Habermaier, Vizepräsident des Hebelbundes Lörrach und, wie Jung, ebenfalls Lehrer am Schopfheimer Theodor-Heuss-Gymnasium (THG), zeichnete in einer bemerkenswerten Rede das Bild von einem bescheidenen Menschen und genialen Literaten. Der Hebelfreund Markus Manfred Jung schreibe Texte gegen die Sprachverhüllung von heute, er
setze das Wort gegen die Wörter. Dank seines Engagements habe Hebel am Schopfheimer THG einen festen Platz. Den Lehrer Markus Manfred Jung zeichne die sokratische Kunst des Gesprächs mit seinen Schülern aus. Er lerne von ihnen und sie von ihm.
Bürgermeister Bühler (von links). Foto: Edgar Steinfelder“Man wolle, die Zeit wäre kürzer, bis wieder ein neuer Jung entsteht.“
Markus Manfred Jung: „Das freut mich saumäßig“
„Das lauft abe wie Baumöl“, bedankte sich der neue Plakettenträger bei seinem Freund und Laudator. Dass er diese Auszeichnung bekommen habe, freue ihn „saumäßig“. Er habe lange überlegt, was er als Dank sagen könne, etwas Besseres sei ihm aber nicht eingefallen, meinte er in seiner humorvollen Art. Und köstlich amüsiere er sich, wenn ein Bekannter eine seiner Mundartglossen in der Badischen Zeitung zwar saugut fand, sie aber nicht verstanden habe. Was ihm missfalle, sei die Art, Kinder im Standard zu erziehen. Denn was daraus resultiere, seien Kinder, aber im Standard eben.
Markus Manfred Jung (Jahrgang 1954) wurde in Zell geboren, wuchs in Lörrach auf und lebte lange in Wehr. 2010 zog er mit seiner Frau Bettina Bohn nach Raich-Hohenegg. Markus Manfred Jung hat Germanistik, Philosophie und Sport in Freiburg studiert und unterrichtet seit 1985 am THG in Schopfheim.

Autor: Edgar Steinfelder


Sprache zum Klingen gebracht – Markus Manfred Jung erhielt die Hebelplakette

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[Mit frdl. Genehmigung der Badischen Zeitung / der Autorin.]

Bürgermeister Martin Bühler (li) dankt Hebelplakettenträger Markus Manfred Jung für das
Gastspiel im Hebelhaus.

1975 schrieb Markus Manfred Jung seine erste Geschichte; sie avancierte zu preisgekrönter Prosa, machte Mut und gab den Anstoß zum weiteren Schaffen. Bis heute ist sein Weg mit Auszeichnungen gepflastert, die jüngste stellt die Hebelplakette dar – traditionell schließt sich der Verleihung die Lesung vor dem Hebelfest an. Der Abend im Hebelhaus vor ausgesuchtem Publikum war eine komprimierte Rückschau auf nahezu vier Jahrzehnte kreativer Tätigkeit. Erkennen ließ sich, dass Inhalte stets vom persönlichen Werdegang geprägt waren. Das Schreiben kommt aus einem selbst, erklärte Jung das. Erfreulich sei, wenn sich der Leser den Inhalten anschließen könne. Nicht immer habe er diesen Nerv getroffen, vor allem nicht bei ironischen Versen. Doch Ironie sei ohnehin ein schwieriges Fach.
Die Gunst der Leserschaft zu erringen gelang ihm spätestens mit dem Gedichtband „Rägesuur“. 1986 nahm er sich des Reizthemas „saurer Regen“ an. Junge Autoren äußern sich gern politisch, kommentiert Jung das im Rückblick. Nach und nach wuchs das Œuvre an auf 18 Titel. Einige seien vergriffen, gelegentlich lasse sich ein Exemplar bei „Ebay“ erwerben, so der Autor launig. Aus jedem Gedichtband vorzulesen, war seine Intention, meinte er augenzwinkernd. Humor zeigte sich auch in den Erläuterungen, die seiner Karriere galten. Deutlich wurde, dass ihn einstige Ambitionen im gereiften Alter schmunzeln lassen. So mancher seiner früheren
Gedanken könne er nicht mehr folgen, erinnere sich aber, sie geschrieben zu haben. Andere seien frisch wie zur Zeit der Niederschrift. Der Tod des Vaters Gerhard Jung etwa, „Hoch- und Vordenker“, der ihn neben dem Vorbild Johann Peter Hebel, prägte.
Mit väterlichem Rat fand das Nachwuchstalent die richtigen Bahnen, unter anderem riet der Erfahrene, Mundart zu verwenden. Der Sohn beherzigte das, um festzustellen, dass diese mehr „Möglichkeiten und Vieldeutigkeiten“ enthalte und Musik. Diese brachte der frischgebackene Hebelplakettenträger bei der Lesung unentwegt zum Klingen, darunter Auszüge aus „Halbwärtsziit“ von 1989, einer Phase, in der es hieß, „de Gerhard Jung komme, numme eweng jünger“. Viele Erlebnisse weiter spricht der Mundartdichter davon, Vertrauen in den Leser gewonnen zu haben. Durch einen Plagiatsvorwurf erkannte er, dass man sich Formulierungen anderer merke, ohne es zu wissen. Selbstkritisch ging er mit einem (fast verpatzten) Fernsehauftritt um, und von starker Geradlinigkeit zeugte die Begründung, warum er seit 2008 nichts mehr veröffentlicht habe. Bei einem Autorentreffen amüsierte man sich noch über das verlorene Notizbuch Martin Walsers. Dann verlor er es selbst, so Jung, und damit die Aufzeichnung vieler Jahre.
Das Nachdenken überlasse er dem Leser, habe Hebel einst geäußert, ein Credo, das schon Gerhard Jung aufgriff und das sich ebenso für Markus Manfred Jung anwenden lässt, wie eine ganze Reihe tiefsinniger Verse bewies. Manchmal stiehlt sich das Denken über das Schreiben, so der Preisgekrönte begründend.

Autorin: Ines Bode


Hausen feiert seinen Hebel – Gut beschirmt

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Hebelplakettenträger Markus Manfred Jung.
Wie es guter Brauch ist im Hebeldorf Hausen, wurde auch heuer wieder am 10. Mai der Geburtstag des alemannischen Dichters Johann Peter Hebel gebührend und mit mit illustren Gästen gefeiert.


Berichterstattung zu den Schopfheimer Literaturtagen

Geschrieben: 3. April 2013 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

Zwei Artikel auf französisch zu den Schopfheimer Literaturtagen
– Artikel 1 (Dimanche)
– Artikel 2 (Mercredii)


25 Jahre „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“, 22. bis 24.03.2013

Geschrieben: 20. Februar 2013 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

22.03.13, 20h00, Lesung im „Stapflehus“, Altweil, Weil am Rhein mit Stefan Pflaum und Martin Schley aus Baden/D, Gesang und Texte, Anni Mathes, Vorarlberg/A, Vreni Weber-Thommen, Baselland/CH, Klaus Gasseleder, Franken/D, Wendelinus Wurth, Baden/D

23.03.13, 15h00, Festakt in der Aula der Waldorfschule, Schlierbachweg, Schopfheim mit anschließendem Stehempfang

23.03.13, 17h00, Lesung in der Aula der Waldorfschule, Schopfheim mit Réne Egles, Elsass/F, Liedermacher, Hilda Jauslin, Basel/CH, Nicole Keilbach-Schmittel und Johannes Kaiser, Baden/D, Peter Schlack, Württemberg/D, Helmut Haberkamm, Franken/D

23.03.13, 19h00, Lesung, Waldorfschule Schopfheim mit Markus Heiniger, Baselland/CH, Liedermacher, Lidwina Boso, Vorarlberg/A, Ulrike Ebert, Baden/D, Hanno Kluge, Württemberg/D, Giovanni Nadiani, Emilia Romagna/I, Josef Wittmann, Bayern/D

23.03.13, 21h00, Lesung, Waldorfschule, Schopfheim mit Sylvie Reff, Elsass/F, Liedermacherin, Marianne Ehlers, Ostfriesland/D, Annemarie Regensburger, Tirol/A, Bruno Epple und Hanspeter Wieland, Baden/D, Adolf Vallaster Vorarlberg/A

23.03.13, 20h30, Lesung im „le caveau-café littéraire“, 19, avenue du Général de Gaulle, St. Louis/F mit Aernschd Born, Basel/CH, Liedermacher, Ulrike Derndinger, Baden/D, Claudia Scherer, Württemberg/D, Ronald Euler, Lothringen/F, Jean-Christophe Meyer, Elsass/F, Erwin Messmer, Bern/CH

24.04.13, 11h00, Lesung in der Bibliothek der „Allgemeinen Lesegesellschaft“, Münsterplatz 8, Basel/CH mit Liselotte Hamm und Jean-Marie Hummel, Elsass/F, Liedermacher, Carola Horstmann und Markus Manfred Jung, Baden/D, Max Huwyler, Zug/CH, Alfred Gulden, Saarland/D


Neuerscheinung: „gopaloni“

Geschrieben: 11. November 2012 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

gopaloni
gopaloni, Alemannische Geschichten,
132 Seiten, mit eingelegter CD, 2012,
ISBN: 978-3-933765-66-6, Illustrationen: Bettina Bohn,
Druck: Todt Druck, Villingen, Drey-Verlag,
Preis, 20.- €


Der Leselenz wie das Offenburger Tagblatt ihn sieht

Geschrieben: 25. Juli 2012 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

(mit Genhmigung der Autorin , danke.)
Von arabisch bis alemannisch

Der Leselenz-Samstag bot unglaubliche Vielfalt der Poesie im den ganzen Tag über voll besetzten »Löwen«

Weit mehr als nur Alibifunktion für das Motto »Literatur trifft Musik«: Wie Uli Führe mit seiner Stimme und seiner Gambe Markus Manfred Jung begleitete, war eine echte Sensation des Lyriknachmittags.

»Vom poetischen Wort« hieß der Leselenz-Marathon im »Löwen L’Italiano« mit einer unglaublichen sprachlichen Vielfalt. Sieben Autoren und ein Musiker stellten am Samstag über sechs Stunden ihre Werke vor – vor für Lyrik außergewöhnlich großem Publikum.

Hausach. Als »einen der bedeutendsten Lyriker der arabischen Gegenwar« stellte der Literaturkritiker Joachim Kalka zu Beginn des samstäglichen Lyrika-Marathons »Vom
poetischern W:ort« den Ägypter Girgis Shoukry vor. »Meine Gedichte sollen aussehen wie die Menschen auf der Straße«, charakterisiert der Autor seine Poesie, die er in seiner gutturalen Muttersprache las. Die Übersetzung trug Raphael Urweider vor. Fast glaubte man, den Dichter zu verstehen, so klanglich ansprechend, gestisch und mimisch anschaulich war sein Vortrag. Von scheinbar lapidaren, alltäglichen Dingen erzählen seine Gedichte, er setzt Alltagsgegenstände als Wesen mit Seele in Szene. Und er will, so seine Utopie, »einen Staat backen und den Armen schenken«.

»Wortasyl«

Über den Gedichtband »Ausschwärmen« der Schweizer Dichterin Svenja Herrmann sagte der Schweizer Journalist Urs Heinz Aerni, er habe in ihm »Wahrnehmungsverschiebungen« verursacht: »Ich habe mich in ihren Gedichten, in ihren Assoziationen verloren.« Zum Beherrschen dieser Schwierigkeiten gab die Dichterin gleich eine »Anleitung zur Verwandlung« und ließ die Zuhörer »die Welt mit Tintenfischaugen sehen«. Ein Höhepunkt war ihr »Wortasyl«, wo sie all den in der Lyrik so verpönten Wörtern barmherzig Aufenthalt gewährt.
Die Gedichte des Berliners Joachim Zünder stehen in krassen Gegensatz zu der zerbrechlichen Poesie Svenja Herrmanns. Er beschreibt mit einer eher dunkleren Farbe
die unfassliche Wirklichkeit. Der Dichter leidet am »Jahrmarkt der Schlaflosigkeit« und ist »süchtig nach Raum, dem Kokain der Offenheit, dem weißen Pulver der in dich hineinfliehenden Städte.«

Wiederum in starkem Kontrast zu ihrem »Vor-Vorleser« stand die in Finnland lebende Dorothea Grünzweig. In geradezu ansteckend bescheidener Attitüde las sie aus ihren
Werken »Sonnenorgel« und »Die Auflösung« vom Verlust und Wiedergewinnen der eigenen Sprache. Immer wieder bricht sie aus der Syntax aus und bezeichnet das als »Poetik der Komposition durch Dekomposition«.

Poesie aus Indien

Mirko Bonné aus Hamburg stellt in seinen Gedichtbänden »Republik der Silberfische« und »Traklpark« drängende Fragen des Lebens in den Vordergrund – mit einem
Augenzwinkern, wie Christoph W. Bauer in seiner Einführung erklärte. »Seine Vielstimmigkeit aber hat er von Trakl geerbt«, stellte er fest.

Der indische Dichter Ranjit Hoskoté, nach Laudator Joachim Kalka »einer der bedeutendsten unserer Zeit«, schreibt seine Gedichte in Englisch. José Oliver übersetzte
sie ins Deutsche. »Kampfabsage« heißt seine neueste Gedichtsammlung, in der er den Fundamentalismus jeder Art den Kampf ansagt. Vielfarbige, oft fast altmodisch wirkende Landschaftsbilder und Wortverknotungen bis zur Absurdität lösen sich ab und enden mit einem Gedicht über das Ende der Lesung.

Doch diese war noch nicht vorbei – mit dem alemannischen Poet Markus Manfred Jung und dem Musiker Uli Führe wartete das »poetische W:ort« noch mit einer echten Überraschung auf – einer Entdeckungsreise durch Mundart und Musik mit einem Klangspektrum, an das das Schriftdeutsche niemals heranzureichen vermag.
José Oliver ließ sich anstecken und kündigte die weiteren Veranstaltung ebenfalls in alemannisch an: »Wenn mi jetz au net jeder verstoht, ich hab hit au net alles vestande, was i ghert hab. Aber schee wars!«


Mundartdichtung zwischen Nostalgie und Zukunft

Geschrieben: 12. März 2012 | Autor: | Kategorisiert unter: Allgemein | Keine Kommentare »

24. Mund-Art Literatur-Werkstatt vom 16. bis 18. März 2012

Die 24. Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt wird in diesem Jahr
vom16. bis 18. März stattfinden. Auftakt ist am Freitag um 20 Uhr mit der öffentlichen
Lesung im Weiler Stapflehus. Am Samstag werden die sechs Autorinnen und Autoren
mit dem Moderator an ihren Texten in der Stadtbibliothek Schopfheim arbeiten und
dabei der Frage nachgehen, wo sich ihr gegenwärtiges Schreiben im Spannungsfeld
zwischen Nostalgie und Zukunft verorten lässt.Besteht, da das Schreiben im Dialekt
oft Erinnerungsliteratur ist, nicht die Gefahr der Verklärung und damit unwillkürlich die
Schaffung einer Distanz zur heutigen Wirklichkeit und zu den Problem der Zukunft?
Abends um 20 Uhr findet die traditionelle Lesung statt, diesmal in St. Agathe, Schopfheim-
Fahrnau. Nach weiterer Werkstattarbeit endet das Treffen am Sonntag mit dem Empfang
beim Bürgermeister im Ratssaal der Stadt. Zudem werden drei Autorenbesuche im
Unterricht an Schulen der Umgebung durchgeführt, nämlich in der Zelgschule Wehr, im
Schulzentrum Steinen und am Theodor-Heuss-Gymnasium Schopfheim..

Die Teilnehmer:

Alfred Gulden, 1944 in Saarlouis geboren, lebt heute wechselweise im Saarland und in
München. Sein literarisches Werk kennzeichnen erregende Sprachexperimente auf der Basis
einer forciert rhetorischen Prosa, z.B. die Romane 1982: „Greyhound“ und 1991: „Ohnehaus“.
In seiner Person vereinigen sich eigentlich zwei Autoren: einer, der auszog nach München,
New York, Bordeaux oder auf die Seychellen und sich als Theaterrevolutionär, Erzähler oder
Filmregisseur ästhetisch verwirklichte, und ein anderer, der den heimatlichen Winkel neu entdeckte
und als Chance zur literarischen Kreativität begriff. Dutzende einfühlsamer Fernseh-Filme mit
saarländisch-lothringischen Themen zeugen davon, desgleichen etwa „Die Leidinger Hochzeit“
(1984), ein Roman, der als regionale Kuriosität ein Dorf behandelt, dessen Straßenmitte Grenze ist
.
Sein innovativer Beitrag zur Saarliteratur besteht im poetischen Rückgriff auf den
Saarlouis-Rodener, d.h. moselfränkischen Dialekt. Mit Guldens Namen verbindet sich
eine Reform hin zur sozialkritischen Mundartdichtung (z.B. 1975:„Lou mòòl lòò, lòò laida“ ,
1981: „et es neme, wiit freja wòòa“ u.a.). In Essays , vor allem aber mit faszinierenden
Gedichten und Liedern (2000 zusammen gefasst in: „Onna de langk Bääm“) wurde er zum
Nestor einer literarischen Bewegung und schrieb z.B. mit dem Gedicht „De Grenz/ Die
Grenze/La frontière“ einen Dialekt-Klassiker. 2009 erschienen alle Dialektgedichte aus
über dreißig Jahren in dem Band „Hennam Baandamm“.

DA BONKGA

Zougeschutt un
Grass driwwa waassen lòsen.
Onnam Grass, onnam Schutt
da Bonkga es dòò.
En de Gäng hamma Vaschdòppches
geschbillt, aus de Lukgen gelout,
of da Kupbel geschdann.
Zougeschutt un
Grass driwwa waassen lòsen bis
zum nääkschden Krejch?

DER BUNKER, Zugeschüttet und Gras drüber wachsen lassen. Unterm Gras, unterm Schutt, der
Bunker ist da. In den Gängen haben wir Verstecken gespielt, aus den Luken geschaut, auf der
Kuppel gestanden. Zugeschüttet und Gras drüber wachsen lassen bis zum nächsten Krieg?

Markus Heiniger hat am 18.08.1968 in Basel das Licht der Welt erblickt. Berndeutsch
mit der Muttermilch, Baseldeutsch im Sandkasten. Markus Heiniger hält seine
beiden Schweizer Dialekte fein säuberlich auseinander. Und seine dritte Sprache ist
Hochdeutsch; da gibt es keine Berührungsängste, nur Lyrik, Humor und überraschende
Brückenschläge. Der heimatberechtigte Emmentaler erblickt 1968 in Basel das Licht der
Welt und wächst im Baselbieterisch-Elsässischen Leimental als jüngster Spross einer
musikalischen Familie auf. Seine Schwester Franziska konzertiert auf der Blockflöte, sein
Onkel Bernhard auf der Kirchenorgel. Für Markus selber kommt als Kind nur das Klavier
in Frage. Warum? Weil man daran sitzen kann. Seine erste Vortragsübung am Klavier
brach er als Neunjähriger wegen eines sich zweimal an derselben Stelle eintretenden
Blackouts ab, stand mitten im Stück auf und ging nach Hause. Das ließ er dann aber doch
nicht auf sich sitzen. Es muss ihn irgendwie angestachelt haben, denn heute ist er ein
gesuchter Klavierbegleiter, tritt aber auch selber mit großer Kleinkunst im Dialekt und in
der Hochsprache auf. Seine jüngst erschienene CD heißt, „Es knarrt“.

dr Atlas

Es sait dr Atlas, dr Titan
jetzt mach ych moll e Pause
stegg d Händ in myni Hosesegg
und loss dr Ärdball sause

denn zieh my feriehalber zrugg
in myni stilli Klause
und gniess dr Wältenuntergang
bi Brätzeli und Brause

zerscht knarrts nuur lyyslig im Gebälgg
denn schmeggts uffzmoll noch Gwitter
ych lad no e paar Fründen y
uf Facebook und uf Twitter

denn gits e Knall, s wiird dunggel
und es haglet Drägg und Pflutter
ych byss ins Anggebrätzeli

und alles isch in Butter

Manfred Kern, 1956 in Rothenburg ob der Tauber geboren und aufgewachsen auf einem
Bauernhof in Wettringen (Landkreis Ansbach), schreibt Lyrik und Prosa in Hochdeutsch
und fränkisch-hohenloher Mundart. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler in Würzburg
lebt er seit 1985 als freier Schriftsteller in Coburg. Mit zahlreichen Veröffentlichungen,
darunter: „ Di woahre Gschichd vo meim zweide Leewe odder wi i oahne gresseri
Umschdend zum Goedhe seim goldene Kodzaamerle kumme bin“, mit CD, die eine

Kurzfassung mit alternativem Schluss enthält, und „Heimatdmuseum, e Bosseschbiel in
achd Schdadsione/Ein Possenspiel in acht Stationen, fränggisch und schriftdeutsch“, hat
er sich einen Namen, weit über die Region hinaus, gemacht.

AS LIADLE VOM ARME BAUER

Ess borzle di Breise
Ess verregge di Sai
Derr Bauer haud si selwer
Di Schbridze nei

Alles is hii
Alles is hii
Greabd uffm Miischd
Derr Giggerigii

Wenn aa alles
Vergedd
Wenn aa alles
Vergedd
Mei Schweinebarg
Der schdedd
Ja der schdedd

Biebsd derr Bauer
Und rennd ausm Haus

Di Schbridze woar dreggi
Edz iser e Maus…

Angéla Korb wurde 1982 in Pécs/Fünfkirchen (Schwäbische Türkei/Ungarn) geboren,
aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf (Hetvehely/Hetfehell) in der Nähe von
Pécs. Nach dem Abitur immatrikulierte sie sich an der Philologischen Fakultät der
Universität Fünfkirchen für Germanistik und Geschichte und beschloss ihr Studium mit
der Diplomarbeit „Magyarisierungstendenzen in Fünfkirchen im letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts im Spiegel der Fünfkirchner Zeitung“. Während des Studiums entstanden
ihre ersten Gedichte. Ihr Mentor, der sie auf dem Weg der Textproduktion begleitete, ist
Dr. Horst Lambrecht, ein deutscher Literaturprofessor, der sie anspornte weiterzumachen
und sie auch 2004 zu einem Seminar des Verbandes ungarndeutscher Autoren und
Künstler (VUdAK) schickte, wo sie seitdem Mitglied ist. Von September 2005 bis Februar
2007 unterrichtete sie Geschichte und Deutsch als Fremdsprache am Klára-Leōwey-
Gymnasium. Seit Juli 2007 arbeitet sie in der Redaktion der Neuen Zeitung in Budapest
mit, und ist Doktorandin der Doktorschule der Eötvös-Loránd-Universität Budapest. 2011
wurde sie mit dem Förderpreis des Donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden-
Württemberg ausgezeichnet.

Sterwöslust

Ich war akhumme im Spital. Vun tr Straaß ane hun ich ne k’wißt was ich soll sa. Ich hun
mai Kroßmottör schon e Weil ne k’seie wel ich im Ausland war. Sie war schon im finft
Spital seit se so schlecht war. Ich war in tr Stuwe. Ihre Pett war jetz sauwör, ganz weiß,
wie ös Pettsach tart iwöraal is. Sie is aarich z’sammkhange, ös had so ausk’schaud wie
wann se schlaawe ted. Ich hun pal messe flenne, wie ich se akschaud hun, ich hun se
pal ne gekennd. Sie war nimmi mai liewi Kroßmottör, ihre Ksicht hun ich pal ne k’funne
zwische tr Haud un’ Knoche. Sie war nog immör schee tick, awör jetz war se abgemagört
un uni Lewöslust. Ich hun ihre Hand agepackt awör tes war nimmi ti Hand wu mör als so
kern Pohnenudl gekocht had. Ti Hand khenn ich ne. Unör tr Tecke had mör khenne seie,
tas ihre a Fuß fehld. Alsemal hat se ne k’wisst tas ihre an Fuß is abk’schniede ware un
had k’sad sie khed uf Mariut zu Fuß zu tr Prozessio…

Jean-Christoph Meyer, geboren 1978, ist in Blienschwiller (Unterelsass) aufgewachsen,
am Fuße des Winzenbergs, wo seine Eltern Winzer sind. Er arbeitet als Journalist bei
der Tageszeitung L’Alsace und wohnt in Saint-Louis, neben Basel. Im Jahre 2004 hat er
einen ersten Gedichtband, “Sagittales“, veröffentlicht. 2008 hat er die Gedichte seines
Großvaters, Paul-Georges Koch, ins Französische übersetzt und als zweisprachige
Anthologie, „Im Kreuzfeuer zweier Kulturen“, heraus gegeben. 2011 folgte ein zweiter
Band, „Garde ton souffle pour le chant de la gratitude“, er wurde in Québec veröffentlicht.
Unter Leitung von Jean-Christophe Meyer wurde gerade erst in St. Louis eine trinationale
Anthologie aus dem Dreyland herausgegeben: „Rheinkiesel/Galets du Rhin“. Er schreibt
auf Französisch und im Dialekt und ist ein engagierter Verfechter von „Elsässisch für di
Junge“.

Chanson pour un petit totem

Bluetrot pùrper rot d’Holdertriwelsaft
Wù mìt de Zorngewìtter ìm Sùmmer zitje.
À dam Mìttwùch jedi Aschespür vù de
Hiffle ì eire Hand e Karnel wù s Wort
Kimme kännt üss de Kìndhëit.

Roschtig àckerbrünn di dìrre Gekrìtzel ùf’m
Süffer rëne Linntuech muséerëif- ùn mìrb
Wìe àlti Äpfle – war wìll se käufe
Noch ìm große Gschaft?
Nìeme – gàr dü nìtt stùmmi Voejjelschèi
Verfüllte Sträumànn wù d’Väjel üsslàche
Ùn de lislig Bolslegsàng heert ùnte à de Rënmàtt
D’Hüsstìr vù wellem Hëm dìchterhëm
Wù de Wìnd verböjjt- ùn blìehjt…

Markus Manfred Jung, Studiendirektor am Gymnasium in Schopfheim, begründete
zusammen mit dem 2000 verstorbenen Dichter Thomas Burth die Schopfheimer Mund-
Art Literatur-Werkstatt und leitet sie. Vor allem mit seiner Lyrik ist er über die Grenzen des
alemannischen Raums hinaus bekannt. Unter anderem wurde er 1998 beim Wettbewerb

zum Lyrikpreis von Meran ausgezeichnet. Mit dem Komponisten und Musiker Uli Führe
erhielt er 2007 für die auf der CD „IKARUS“ vertonten Gedichte den „Jahrespreis der
deutschen Schallplattenkritik“. Zuletzt erschienen, von Bettina Bohn illustriert, „verfranslet
diini flügel“, sein sechster Mundart-Gedichtband, und „splitter spiegel sprooch“, drei CDs
mit allen bisher veröffentlichten Gedichten, eingesprochen vom Autor und musikalisch
begleitet von Uli Führe.

z oobe

des gschupfti liecht
des grad no liecht
des grad no so
übre berg gschlupfti liecht

des gschnupfti liecht
für s farbeschpil im herz

Moderator und Leiter der Literaturgespräche in der Werkstatt ist nun schon zum
achten Mal Volker Habermaier, Studiendirektor am Schopfheimer Theodor-Heuss-
Gymnasium. Der aus dem Schwabenland stammende Germanist und Historiker
publiziert wissenschaftliche Aufsätze zu literarischen, historischen und musikalischen
Themen. Zudem ist er Schulbuchautor und Verfasser fachdidaktischer Arbeiten, auch zur
Mundartliteratur. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Schopfheim-Kürnberg.